Das Podest
1. Dominik Paris (It) 1:44,67
2. Marco Odermatt (Sz) +0,32
3. Stefan Rogentin (Sz) +0,63
Das Rennen
Stefan Rogentin legt mit Startnummer 4 vor. Er setzt sich souverän an die Spitze. Dort bleibt er auch, als Franjo von Allmen im Ziel ankommt. Der Weltmeister sorgt für einen Moment des Schreckens: Über den Wintherhogget-Sprung kommt er mit Rücklage, auch die Richtung stimmt nicht. Er fliegt weit, landet im weichen Schnee. Aber er hält sich im Rennen. Und macht unten aus noch einiges an Zeit gut. Für die Führung reichts allerdings nicht. Die holt sich unmittelbar nach ihm dafür Marco Odermatt. Er fährt angriffig und doch mit der nötigen feinen Klinge. Und sorgt für die Schweizer Dreifach-Führung.
Odermatt macht sich auf in Richtung Leaderthron. Doch so richtig bequem machen kann er es sich dort nicht. Denn er wird gleich wieder verdrängt. Dominik Paris wird zum Schweizer Partycrasher. Der Italiener, der in Kvitfjell schon dreimal die Abfahrt gewonnen hat (2016, 2019 und 2022), holt sich mit einer bestechenden Fahrt seinen vierten Sieg. Es ist sein 19. Abfahrtssieg – damit zieht er in der ewigen Bestenliste mit dem Schweizer Peter Müller gleich. Nur einer hat noch mehr Abfahrtssiege eingefahren: der Österreicher Franz Klammer mit 25.
Paris verhindert den Schweizer Vierfach-Triumph. Hinter Odermatt und Rogentin, der erstmals aufs Abfahrtspodest fährt, verpasst von Allmen als Vierter das Podest um zwei Zehntel. Alexis Monney wird sechs Hundertstel hinter ihm starker Fünfter.
Der Kugel-Kampf
Vor dem Rennen hat Marco Odermatt im Kampf um die kleine Kristallkugel 73 Punkte Vorsprung auf Franjo von Allmen. Weil er sich vor seinem Landsmann klassiert, baut er diesen weiter aus. Während es für ihn 80 Punkte gibt, bekommt von Allmen 30 Zähler weniger. Damit führt Odermatt vor der Abfahrt vom Samstag mit 103 Punkten. Klassiert er sich auch dann vor von Allmen, ist ihm die Kugel sicher.
Im Gesamtweltcup führt Odermatt neu 440 Punkte vor Henrik Kristoffersen. Da der norwegische Technikspezialist nur noch vier Rennen ausstehend hat, kann er die Grosse Kugel dem Schweizer nicht mehr streitig machen. Ganz fix ist es allerdings noch nicht, rein theoretisch gibt es eine Konstellation, in der Loïc Meillard (655 Punkte Rückstand) Odermatt noch überflügeln könnte. Dass diese eintritt, ist aber ziemlich unwahrscheinlich.
Die weiteren Schweizer
4. Franjo von Allmen +0,83
5. Alexis Monney +0,89
15. Justin Murisier +1,54
16. Lars Rösti +1,93
29. Marco Kohler +2,73
37. Livio Hiltbrand +3,17
39. Gaël Zulauf +3,29
44. Alessio Miggiano +3,39
Die letzte Konsequenz fehlt Justin Murisier. Er kann mit seinen Landsmännern nicht mithalten. Über anderthalb Sekunden büsst er auf Dominik Paris ein. Und ist im Ziel hör- und sichtbar sauer.
Lars Rösti zeigt eine solide Fahrt. Keine zwei Sekunden beträgt sein Rückstand im Ziel. Das reicht zum fünften Mal in diesem Winter für Weltcuppunkte. In Kvitfjell sind es die ersten in der Abfahrt.
Etwas mehr Mühe bekundet Marco Kohler. Er ist im Kampf um die Top 25 und damit die Teilnahme am Weltcupfinal auf Punkte angewiesen. Ein paar wenige holt er sich wohl. Und bleibt damit im Rennen.
Alessio Miggiano ist lange gut unterwegs, greift nach seinen ersten Weltcuppunkten. Doch dann verliert er unten zu viel Zeit und kommt ausserhalb der Top 30 im Ziel an. Ähnlich verläuft das Rennen von Livio Hiltbrand. Er landet ebenso ausserhalb der Punkteränge wie auch Gaël Zulauf.
Die Stimmen gegenüber SRF
Marco Odermatt: «Ich war brutal überrascht, dass ich mit Bestzeit ins Ziel gekommen bin. Der Wind hat von hinten ein bisschen geholfen. Man spürt, es ist viel Wind drin. Der Abschnitt oben in der Fläche ist mir misslungen. Dort hatte ich das Gefühl, dass ich nicht viel Speed mitgenommen habe. Da wusste ich, ich muss Vollgas geben. Danach hats super gepasst. Viel enger hätte man nicht fahren können, es ist richtig schmierig. In dem Rennen ist es sehr viel Wert, dass ich vor von Allmen bin. Viele haben auf ihn gesetzt, ich selber wusste, ich habe einen Riesenschritt gemacht in diesem Gelände, bei solchen Abfahrten.»
Franjo von Allmen: «Ich habe noch nicht analysiert, was bei dem Sprung passiert ist. Ich hatte Rücklage, wohl etwas zu viel Druck auf der Kante und bin weit gesegelt. Das ist natürlich etwas, das du als Sportler nicht willst. Das Gefühl ist sehr unangenehm. Mich nervt, dass ich nach dem Fehler den Plan nicht weiterverfolgt habe. Das ist mir bisher immer gelungen, dieses Mal nicht, ich habe überall etwas direkter reingeschnitten., Das mag es bei dem Schnee nicht leiden.»
Alexis Monney: «Vom Resultat her bin ich zufrieden, von meiner Fahrt her nicht. Ich hatte ein, zwei Fehler drin. Die Fahrt war solide und es hat Spass gemacht.»
Das gab zu reden
19 Podestplätze, davon vier Siege, hat Marco Odermatt in der Abfahrt bisher eingefahren. Nur in Kvitfjell hat er es bisher nie aufs Treppchen geschafft. Das ändert sich in diesem Jahr. Im sechsten Anlauf schafft er es am Olympiabakken in der Königsdisziplin erstmals in die Top 3. Letztes Jahr ist ihm das bereits im Super-G als Dritter erstmals gelungen.
Das gab zu reden II
Erfahrung ist in den Speeddisziplinen wichtig. Über so viel wie Adrien Théaux (40) verfügen in Kvitfjell nicht viele Athleten. Der Franzose bestreitet seine 20. Abfahrt auf dem Olympiabakken. Sein Debüt gab er 2007 mit einem 33. Platz. Das Bestresultat erreichte er 2013. Damals gewann Théaux vor Aksel Lund Svindal (No) und Klaus Kröll (Ö). Insgesamt ist es sein 34. Weltcuprennen in Kvitfjell. Ähnlich viele Rennen haben nicht viele bestritten. Für Christof Innerhofer (40) ist es der 33. Einsatz. Im Gegensatz zu Théaux stand er allerdings noch nie auf dem Podest. Sieger Dominik Paris (35) absolviert sein 30. Rennen in Kvitfjell – und feiert seinen insgesamt fünften Sieg (viermal Abfahrt, einmal Super-G).
Die Bedingungen
Auch in Kvitfjell ist es frühlingshaft, am Donnerstag waren es rund 10 Grad. Über Nacht ist es kälter geworden, die Piste hat gut angezogen. Sie ist wieder etwas härter geworden, aber nicht eisig. Nach der Besichtigung wurde noch einmal mit Salz und Wasser gearbeitet, damit die Piste bis zu den hohen Startnummern hält und nicht zu weich wird. Das Rennen geht bei blauem Himmel und Sonnenschein über die Bühne. Vor allem im obersten Abschnitt windet es teils ziemlich.
So gehts weiter
Die Freitagsabfahrt wurde als Ersatz für das abgesagte Rennen Anfang Februar in Garmisch-Partenkirchen (De) ins Programm aufgenommen. Am Samstag gehts mit der von Anfang an eingeplanten Abfahrt in Kvitfjell weiter. Das Wochenende wird am Sonntag mit einem Super-G abgeschlossen.