Der sportliche Horizont von Beat Feuz geht weit über die Skispitzen hinaus. Im letzten Jahr erkämpfte sich der Emmentaler in seiner Tiroler-Wahlheimat den Sieg in der Klubmeisterschaft des Tennis-Vereins Oberperfuss. Der amtierende Abfahrts-Weltmeister, der schon mehrmals mit dem Team der «durstigen Emmentaler» auf dem Fussball-Platz für Furore gesorgt hat, fühlt sich aber auch in der Kneipen-Sportart Darts zu Hause. «In meiner Jugendzeit im Schangnau habe ich zuerst in der Beiz gespielt, danach habe ich an ein paar Dart-Turnieren in der Region teilgenommen», erinnert sich der Kugelblitz.
Muselkater vom Darts
Und vor ein paar Jahren hat Feuz in Südamerika den inoffiziellen Rekord im Langzeit-Darts aufgestellt. «Das war in einem Trainingslager in Chile. Weil es in den ersten fünf Tagen durchgeregnet hat, war an ein Ski-Training nicht zu denken. Stattdessen haben Marc Gisin und ich im Hotel praktisch nonstop Darts gespielt. Nach drei Tagen hatten wir vor lauter Pfeile werfen heftigen Muskelkater in den Armen.»
In Lake Louise ist dem 31-Jährigen dagegen in der jüngsten Vergangenheit vieles scheinbar leicht von der Hand gegangen – im Vorjahr triumphierte er hier in der Abfahrt. Viele sind davon überzeugt, dass der Sieg beim Speed-Klassiker in den kanadischen Rocky Mountains auch morgen über Feuz führen wird. Doch Feuz gibt die Rolle des Top-Favoriten weiter. «Ich fühle mich zwar fit und zwäg, aber ich kenne ein paar Rennfahrer, die diese Piste noch mehr mögen als ich. Ich denke da vor allem an Norwegens Aksel Lund Svindal, der hier schon acht Mal gewinnen konnte. Oder Svindals Landsmann Kjetil Jansrud, der ebenfalls mehrmals siegreich war.»
Im gestrigen Training haben die Norwegen allerdings wie alle anderen klar das Nachsehen. Bei seiner Trainingsbestzeit liegt Feuz 1,17 Sekunden vor dem zweitplatzierten Italiener Domonik Paris. Starker Vierter wird der Zürcher Niels Hintermann, Sechster Altmeister Carlo Janka. Und doch stapelt Feuz tief: «Ich will im Januar in Wengen und Kitzbühel und bei der WM im Februar den Zenit erreichen.»
Schlechte Einschaltquoten
Ein ganzes Stück vom Zenit entfernt ist derzeit das weltweite Interesse am Skisport. Die Einschaltquoten sind abseits der Schweiz und Österreichs schwach. Genau wie Slalom-Star Daniel Yule macht sich auch Feuz Gedanken, wie man seinen Sport attraktiver verkaufen könnte. «Ich bin wie Yule der Ansicht, dass wir Dinge verändern oder anpassen müssen. Und ich stimme ihm zu, wenn er mehr Nachtrennen fordert. Mit seiner Kritik am Startnummern-Modus bin ich aber nicht uneingeschränkt einverstanden.»
Yule hat letzte Woche im BLICK moniert, dass die Spannung in den Abfahrten früh verpuffe, weil die führenden im Abfahrts-Weltcup meistens die vorderen Startnummern aussuchen. Feuz: «Es darf nicht soweit kommen, dass die Besten mit dem Startnummer-Modus bestraft werden. Im Tennis trifft die Nummer 1 im Tableau ja in der Startrunde auch auf einen leichteren Gegner.»
Feuz hat einen Vorschlag, um die Attraktivität der Übertragungen zu steigern: «Die Teilnehmerfelder sollten reduziert werden. Ein solcher Schnitt würde erzielt, indem sich künftig nur die 30 oder 50 Schnellsten aus dem Abschlusstraining fürs Rennen qualifizierten.» Feuz wirkt bei seinen Verbesserungsvorschlägen ähnlich zielsicher wie vor der Darts-Scheibe.