Der Abfahrts-Weltmeister von 2015 tritt ab. Patrick Küng sitzt in Kitzbühel an einem kleinen Tischchen. Er hält die Tränen zurück, als er seinen Abschied vom Spitzensport verkündet. Küng hat genug. «Der Zeitpunkt ist gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich bin überzeugt, dass das der richtige Schritt ist», sagt der Glarner.
Die Entscheidung ist nach dem Sturz vergangene Woche im Lauberhorn-Training gefallen. Er zog sich dabei eine Gehirnerschütterung zu. «Ich hatte sehr viel Glück, bei diesem Sturz, bin ungebremst ins Netz gefahren», erläutert er.
Sturz in Wengen öffnete ihm die Augen
Doch Küng ist nun am Ende eines längeren Prozesses. Schon im Frühling geistern die Gedanken an den Rücktritt durch seinen Kopf. Doch der zweifache Weltcup-Sieger will es noch einmal wissen. «Ich wollte es noch einmal versuchen und den Anschluss an die Weltspitze schaffen», sagt er. Nicht als Fünfzehnter, sondern nach ganz vorne. «Doch auf den Rennstrecken habe ich gemerkt, dass ich zu wenig konsequent bin. Der Sturz letzte Woche hat mir die Augen geöffnet. Irgendwann ist Schluss.»
Küng muss nicht lange überlegen, welches der schönste Moment seine Karriere war. Natürlich WM-Gold in Beaver Creek (USA). «Ich durfte sehr viele schöne Augenblicke erleben. Mit dem WM-Titel ging ein Kindheitstraum in Erfüllung.»
Der Tod seines Zimmerkollegen Werner Elmer
Aber es habe auch viele schwierige Erlebnisse gegeben. «Die haben mich immer wieder auf den Boden geholt.» Was hat ihn am heftigsten getroffen? «Der schlimmste Moment war, als mein Freund Werner Elmer tödlich verunglückt ist», sagt er betroffen. «Leider kamen immer wieder solche Ereignisse.»
2002 starb sein Kollege mit 20 Jahren. Elmer stiess in Verbier im Ski-Training mit einem Streckenposten zusammen. Er war Küngs Zimmerkollege und Freund. Das Unglück ging ihm sehr nahe.
Küngs Zukunft ist noch offen
Es ist nicht das einzige Mal, dass Küng bei seinem Abschied mit dem Tränen ringt. Der Abschied geht dem 35-Jährigen nah, haut ihn aber nicht um. «Ich freue mich auf die Zukunft und darauf, was mich im neuen Leben erwartet», erklärt er mit brüchiger Stimme. Was das ein wird, weiss Küng aber noch nicht.
Erst einmal will er den Winter geniessen. Die Rennen vom TV aus verfolgen. Mit der Gewissheit, nichts bereuen zu müssen. «Ich bin voll und ganz zufrieden mit meiner Karriere. Ich bin mit mir im Reinen.»