Als Urs Kryenbühl am 25. Dezember nach einer kurzen Weihnachtsfeier die Reise nach Bormio antritt, können abseits von«Ürsels» Wohnort in Unteriberg SZ nur die Ski-Insider etwas mit seinem Namen anfangen. Ein 21. Rang aus der Abfahrt in Garmisch 2017 entspricht zu diesem Zeitpunkt dem besten Weltcup-Resultat des 25-Jährigen. Doch dann fährt der gelernte Hotelkaufmann auf der gefürchteten «Pista Stelvio» in sensationeller Manier auf den zweiten Rang.
Und jetzt wird er von den internationalen Medien als potentieller Alpin-Heiland gehandelt. «Ein neuer Star ist geboren» frohlockt ARD-Kommentator Bernd Schmelzer. ORF-Experte Hans Knauss untermauert die These von seinem deutschen Kollegen: «Auf dieser schwierigen Piste gibt es keine Zufallstreffer. Wer wie Kryenbühl auf der «Stelvio» aufs Podest fährt, muss ein grandioser Skirennfahrer sein.»
Diesen Huldigungen wird Kryenbühl auch im ersten Teil der gestrigen Kombination gerecht. Im Super-G donnert er mit Startnummer 47 auf den fünften Rang. Weil er sich in der Saisonvorbereitung fast ausschliesslich auf das Speed-Training konzentrierte, fällt er im Slalom zwar auf den 22. Rang zurück, gewinnt aber trotzdem wertvolle Weltcup-Punkte.
Es ist nicht zuletzt der Schwyzer Abfahrts-Altmeister Franz Heinzer (57, 17 Weltcupsiege), welcher Kryenbühl zu einem technisch so begnadeten Skirennfahrer geformt hat. Der Abfahrts-Weltmeister von 1991 hat Urs im Europacup gecoacht. «Urs hat einiges mit Beat Feuz gemeinsam. Kryenbühl hat in der Jugendzeit wie Feuz vor allem vom riesengrossen Talent gelebt, man musste ihm immer wieder einen Tritt in den Hintern geben, damit er ordentlich Kondition trainiert. Aber vor zwei Jahren hat er kapiert, dass für den letzten Schritt Talent alleine nicht genügt. Seitdem arbeitet er extrem professionell.»
Kryenbühl ist auch vegan unterwegs
Kryenbühl, der mit seinen 1,72 m wahrhaftig auf Augenhöhe mit dem 1,73 m grossen «Kugelblitz» Feuz ist, hat vor seinem letzten Schritt an die Weltspitze auch seinen Menü-Plan radikal umgestellt.
Ausschlaggebend war der Film «Game Changer», in dem Superstars wie Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton oder Schauspieler und «Terminator» Arnold Schwarzenegger erzählen, wie sie durch den Verzicht von tierischen Produkten ihre Leistung steigern konnten.
Seit Urs diesen Streifen gemeinsam mit seiner Freundin im Kino gesehen hat, ernährt sich der Abfahrts-Schweizer-Meister von 2014 in erster Linie von im Wok zubereitetem Gemüse, Kartoffeln oder Reis. Und anstatt Kuh- trinkt er Mandelmilch.
«In den ersten Tagen wurde ich oft von einem Hungergefühl geplagt, und der Verzicht von Käse ist mir besonders schwergefallen. Aber mittlerweile fühle ich mich bestens genährt, und ich bringe genau gleich viele Kilos auf die Waage wie in meiner Zeit als Allesesser.»
83 Kilo wiegt Kryenbühl jetzt. Sein Appetit nach weiteren Top-Ergebnissen ist in Bormio aber deutlich angeregt worden.
Begeisternde Rennen in Bormio auf höchstem Niveau. Und die Schweizer spielten bei dieser Musik mit. Klar, die erste Geige spielte Dominik Paris, der beide Abfahrten gewann. Aber: Die Zukunft gehört Athleten wie Beat Feuz und Urs Kryenbühl!
Die Gene von Kryenbühl entsprechen jenen von Feuz – aber auch jenen von Didier Cuche, Peter Fill und, früher, jenen von Peter Runggaldier.
Diese Rennfahrer haben nebst einer perfekten Technik eines gemeinsam: die fast gleiche Postur! Wenn ein Riese wie Dominik Paris aus der Hocke aufsteht, dann ist das, als würde man eine Wand in den Wind stellen. Wenn die kleineren, kompakteren Bodys von Feuz oder Kryenbühl sich aus der Hocke erheben, ist der Widerstand um ein Vielfaches kleiner.
Umgekehrt: Wenn Paris in die Hocke geht, muss er fast so tief tauchen, bis Knie und Oberschenkel einen Winkel von 90 Grad aufweisen. Bei Kryenbühl oder Feuz mögen das nur etwa 70 oder 80 Grad sein. Das heisst: Paris braucht in der Hocke wesentlich mehr Kraft als Feuz oder Kryenbühl.
Der Südtiroler konnte diese Nachteile in Bormio durch seine grössere Masse, sprich sein grösseres Gewicht, wettmachen. Da aber die Abfahrten in Zukunft eher technisch werden, wird das Gewicht keine so grosse Rolle mehr spielen – und ein kompakter Rennfahrer wie Urs Kryenbühl wird im Vorteil sein.
Begeisternde Rennen in Bormio auf höchstem Niveau. Und die Schweizer spielten bei dieser Musik mit. Klar, die erste Geige spielte Dominik Paris, der beide Abfahrten gewann. Aber: Die Zukunft gehört Athleten wie Beat Feuz und Urs Kryenbühl!
Die Gene von Kryenbühl entsprechen jenen von Feuz – aber auch jenen von Didier Cuche, Peter Fill und, früher, jenen von Peter Runggaldier.
Diese Rennfahrer haben nebst einer perfekten Technik eines gemeinsam: die fast gleiche Postur! Wenn ein Riese wie Dominik Paris aus der Hocke aufsteht, dann ist das, als würde man eine Wand in den Wind stellen. Wenn die kleineren, kompakteren Bodys von Feuz oder Kryenbühl sich aus der Hocke erheben, ist der Widerstand um ein Vielfaches kleiner.
Umgekehrt: Wenn Paris in die Hocke geht, muss er fast so tief tauchen, bis Knie und Oberschenkel einen Winkel von 90 Grad aufweisen. Bei Kryenbühl oder Feuz mögen das nur etwa 70 oder 80 Grad sein. Das heisst: Paris braucht in der Hocke wesentlich mehr Kraft als Feuz oder Kryenbühl.
Der Südtiroler konnte diese Nachteile in Bormio durch seine grössere Masse, sprich sein grösseres Gewicht, wettmachen. Da aber die Abfahrten in Zukunft eher technisch werden, wird das Gewicht keine so grosse Rolle mehr spielen – und ein kompakter Rennfahrer wie Urs Kryenbühl wird im Vorteil sein.