Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 1:13,25
2. Raphael Haaser (Ö) +0,11
3. Stefan Rogentin (Sz) +0,30
Das Rennen
Welch ein Anblick kurz vor 12 Uhr Mittags! Als Stefan Rogentin im Ziel abschwingt, leuchtet bei ihm Platz 2 auf. Vor ihm: Marco Odermatt. Hinter ihm: Franjo von Allmen. Schweizer Dreifachführung in Kitzbühel! Lange hält diese allerdings nicht. Ein Österreicher wird zum Partycrasher. Raphael Haaser, der nach einer Mitte Dezember erlittenen Überdehnung des Kreuzbandes sein Comeback gibt, kommt Odermatt gefährlich nahe. Er sprengt die Dreifachführung. Aber an Odermatt kommt er nicht vorbei. Der Nidwaldner behält die Nase vorne und feiert den langersehnten ersten Sieg in Kitzbühel – wenn auch (noch) nicht in der Abfahrt. Es ist sein insgesamt 44., der 14. im Super-G. Damit lässt er Kjetil Jansrud (No, 13 Siege) hinter sich und ist neu die alleinige Nummer 3 in dieser Disziplin. Vor ihm nur noch zwei Legenden: Aksel Lund Svindal (No, 17 Siege) und Hermann Maier (Ö, 24 Siege).
Rogentin bleibt auf Platz 3 – eine erneut starke Leistung. Denn er ist angeschlagen, kämpfte in den letzten Tagen mit einer Grippe. Das einmal mehr starke Teamergebnis runden Franjo von Allmen als Vierter (+0,45) und Justin Murisier als Neunter (+0,72) ab.
Die weiteren Schweizer
16. Loïc Meillard +0,96
24. Alexis Monney +1,53
30. Arnaud Boisset +1,95
DNF Lars Rösti
Die erste Hälfte gelingt Alexis Monney gut. Er fährt die feine Klinge, lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als sein Aussenski ordentlich durchgeschüttelt wird. Doch dann lässt er nach, büsst auf dem zweiten Teil viel Zeit ein. Und klassiert sich so ausserhalb der Top 20.
Arnaud Boisset hat im Abfahrtstraining viel Zeit verloren. Nun gelingt ihm eine Steigerung. Angesichts seiner Vorgeschichte mit dem heftigen Sturz in Beaver Creek sind knapp zwei Sekunden Rückstand auf Odermatt ein ansprechendes Resultat. On top gibts auch noch einen Weltcuppunkt.
Starke Fahrt von Loïc Meillard – zumindest die erste Hälfte. Da kommt er bis auf zwei Zehntel an Odermatt ran. Doch dann gibt er über die Hausbergkante zu viel Richtung, das kostet ihn Zeit. Und wohl eine Klassierung in den Top 10.
Lars Rösti startet auf Augenhöhe mit Odermatt, liegt bei der ersten Zeitmessung nur eine Zehntelsekunde hinter dem Teamkollegen. Doch dann kommt er mit zu viel Tempo auf die langgezogene Linkskurve. Er erwischt das Tor nicht mehr und scheidet aus.
Das gab zu reden
Ein Österreicher eröffnet das Heimrennen in Kitzbühel. Und sorgt gleich für einen Schreckmoment. Nach rund 20 Sekunden fädelt Lukas Feurstein ein und verliert dabei einen Ski. Zum Glück kann er einen Sturz verhindern, er beendet die Rutschpartie, indem er sich kontrolliert hinlegt. Der Zwischenfall sorgt für einen Unterbruch von wenigen Minuten.
Das gab zu reden II
Letztes Jahr hat sich Alexis Pinturault bei einem Sturz am Lauberhorn das Kreuzband gerissen und die linke Hand gebrochen. Und nun crasht der Franzose auch auf der Streif heftig. Im Zielraum leidet seine Frau mit dem einjährigen Töchterchen auf dem Arm mit, als er spektakulär zu Fall kommt. Sofort greift er sich ans Knie, das sieht nicht gut aus. Er muss mit dem Helikopter abtransportiert werden. Neben ihm stürzen unter anderem auch seine Landsmänner Florian Loriot und Nils Alphand oder der Österreicher Otmar Striedinger und der Italiener Dominik Paris.
Das gab zu reden III
Startet er, oder startet er nicht? Diese Frage beschäftigte die Skifans seit Donnerstagabend. Da gaben die Österreicher ihr Aufgebot für den Super-G bekannt – auch der Name Vincent Kriechmayr stand auf der Liste. Und das nach seinem üblen Lauberhorn-Sturz am letzten Wochenende, bei dem er sich eine starke Innenbandzerrung zugezogen hat. Doch zum Blitz-Comeback kommts letztlich doch nicht. Am Morgen nach dem Einfahren macht Kriechmayr einen Rückzieher. «Er hat alles probiert», sagt Österreichs Speedchef Sepp Brunner gegenüber ORF. «Auf der Einfahrpiste hat sich gezeigt, dass er nicht schmerzfrei ist.» Das Knie habe er leicht gespürt, aber auch der Knöchel mache Probleme.
Die Stimmen gegenüber SRF
Marco Odermatt: «Es ist ein spezieller Tag, auch weil es für den Sieg eine Gondel gibt. Schade, dass es so viele Stürze gegeben hat, das nimmt einem etwas die Emotionen. Im Hinblick auf morgen ist das vielleicht auch gut. Das lässt einen den Fokus nicht verlieren. So bleibt man demütig auf der Streif. Heute sind viele Fehler passiert. Dass die Streif eine brutale Piste ist, ist nichts Neues. Die Gondel für den Abfahrtssieg ist aber noch wichtiger. Aber mit dem Sieg heute schon einmal eine goldene Gams mit nach Hause zu nehmen, damit ist ein grosses Ziel erreicht. Ich habe aber schon Anfang Saison gesagt, dass der Abfahrtssieg in Kitzbühel für mich den grössten Stellenwert hat.»
Raphael Haaser: «Man hat im ersten Super-G des Winters schon gesehen, dass ich vorne mitmischen kann. Sowas hab ich heute aber nicht erwartet. Aber ich wusste, wenn alles zusammenstimmt, ist einiges möglich. Es tut sehr gut, vor Heimpublikum so ein Resultat einzufahren. Von mir hat heute keiner irgendwas erwartet. Ich war jetzt fünf Wochen daheim, hab eine Reha hinter mir. Im Grossen und Ganzen ist es eine kleine Überraschung.»
Franjo von Allmen: «Der Start ist ziemlich glasig und rumplig, untenraus wirds sulzig und schmierig. Ich war etwas überrascht, als ich ins Ziel gekommen bin. Einmal wars ziemlich knapp bei mir. Nicht aufs Podest zu fahren, ist keine Enttäuschung. Nur der Moment nervt mich, weil ich zu wenig überlegt habe. Das Resultat ist immer noch gut und ich bin super happy damit.»
Stefan Rogentin: «Schlechte Rennvorbereitung scheint für mich gut zu sein. Es ist gut gegangen, ich wollte alles mobilisieren, was ich habe. Ich hoffe nicht, dass es zum Standard wird. Das wäre auf Dauer nicht gut. Als ich im Ziel angekommen bin, dachte ich, dass es schlechter war. Bei der Besichtigung war es schwierig einzuschätzen. Vor allem in Ansatz hat es viele unruhige Stellen. Das richtige Setup zu finden, ist mit den verschiedenen Bedingungen nicht einfach zu finden. Irgendwie bin ich in einem Flow. Aber seit dem Sturz im Lauberhorn-Training fühlt es sich an, als würde ich allem hinterherlaufen und bin nur Probleme am Lösen. Jetzt ist es einfach so, dass es so klappt, ist eigentlich nicht normal. Es war eine gute Leistung.»
Justin Murisier: «Es ist eigentlich nicht so schlecht gegangen, aber ich habe ein bisschen mehr erwartet. Wenn du am Start stehst als Skifahrer, willst du nicht um die Top 10 kämpfen, sondern um den Sieg. Top 10 hatte ich genug, jetzt will ich Siege. Direkt nach dem Rennen ist die Enttäuschung da. Wir sind streng zu uns, wir wollen besser werden. Am Abend werde ich schauen, was gut war und für morgen das Positive mitnehmen. Die vielen Schläge sind für meine Knie nicht so optimal. Aber nicht mehr, wie bei anderen. Wir wissen, dass es Schläge hat und ein bisschen weh tut.»
Die Bedingungen
Blauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen um die null Grad. Das Kitzbühel-Wochenende wird mit perfekten Bedingungen lanciert. Die Piste ist oben knackig, unten raus wird sie sulzig und schmierig. Eine Herausforderung für die Athleten, das Material richtig abzustimmen.
So gehts weiter
Das Hahnenkamm-Wochenende ist lanciert. Am Samstag steht mit der legendären Abfahrt auf der Streif das Highlight an, am Sonntag gibts zum Abschluss den Slalom am Ganslernhang. Der nächste Super-G steigt am 7. Februar in Saalbach – dann gehts um WM-Gold.