Das Podest
1. Clément Noël (Fr) 1:41,49
2. Alex Vinatzer (It) +0,09
3. Lucas Braathen (Bra) +0,19
Das Rennen
Der zweifache Kitzbühel-Sieger Daniel Yule und Tanguy Nef sind die grossen Schweizer Hoffnungen nach dem 1. Lauf. Als Siebter und Fünfter liegen sie in Schlagdistanz zum Podest. Und entsprechend angriffig gehen sie in die Entscheidung. Yule ist lange auf Kurs, erst untenraus lässt er nach und fällt weit zurück. Gleiches gilt danach für Nef. Auch ihm fehlt die letzte Aggressivität. Anstatt nach vorne, gehts für die beiden nach hinten. Immerhin: Nef beendet das Rennen als Siebter (+0,44) in den Top 10, Yule als Elfter (+0,58) knapp dahinter.
Den Sieg machen andere unter sich aus. Jubeln darf am Ende Clément Noël, der zum zweiten Mal nach 2019 am Ganslernhang triumphiert. Der Franzose profitiert davon, dass Halbzeit-Leader Timon Haugan am Nachmittag ausscheidet. Dahinter wird Alex Vinatzer dank einer grandiosen Aufholjagd – er macht mit der zweitbesten Laufzeit neun Ränge gut – Zweiter. Gut vier Jahre nach dem letzten Mal darf er sich über den dritten Podestplatz seiner Karriere freuen. Komplettiert werden die Top 3 vom Brasilianer Lucas Braathen.
Die weiteren Schweizer
20. Marc Rochat +1,97
23. Ramon Zenhäusern
DNF2 Loïc Meillard +2,67
Den 2. Lauf verpassen: 34. Luca Aerni (+2,40) und 44. Noel von Grünigen (+3,10)
Erstmals seit dem 24. November in Gurgl (Ö) gibts für Ramon Zenhäusern Weltcuppunkte. Viermal verpasste er seither die Top 30, einmal schied er im 1. Lauf aus. Mit Platz 21 am Morgen lässt er aufhorchen, am Nachmittag kann er nicht daran anknüpfen. Seine Fahrt ist zu verhalten. Immerhin bringt er sie runter und sichert sich das dritte zählbare Resultat in diesem Winter.
Marc Rochat schafft es als 28. in die Entscheidung. Er greift voll an, sucht das Risiko und wird mit der zwischenzeitlichen Führung belohnt. Auch wenn diese nicht allzu lange anhält, schiebt er sich danach trotzdem einige Ränge nach vorne.
Ein Rutscher oben bringt Loïc Meillard im 1. Lauf aus dem Tritt, es verdreht ihn und er büsst Tempo ein, in der Folge verliert er viel Zeit. Zur Halbzeit ist er deswegen nur 25. Klar, dass er am Nachmittag attackiert. Oben sieht es gut aus, doch dann passierts. Meillard fädelt ein und scheidet aus.
Luca Aerni und Noel von Grünigen bekunden grosse Mühe mit den schwierigen Bedingungen. Sie büssen beide viel Zeit ein und verpassen so die Quali für den 2. Lauf.
Die Stimmen gegenüber SRF
Marc Rochat: «Nach dem 2. Lauf fällt meine Bilanz besser aus. Am Morgen habe ich wieder einen Fehler gemacht und habe die Energie nicht bis nach unten gezogen. Das hat mich richtig genervt. Am Nachmittag mache ich zwar auch Fehler, aber ich fahre mit Energie und das ist extrem wichtig für mich. Einen Lauf ins Ziel zu bringen, ist wichtig fürs Vertrauen.»
Ramon Zenhäusern: «Ich habe mir für den 2. Lauf mehr vorgenommen. Aber man muss das Positive sehen und das sind die gewonnenen Punkte. Die Situation ist nicht einfach, aber das gehört wohl zum Leben und dem Sport dazu. Es gibt nicht nur Hochs. Vor zwei, drei Jahren hatte ich schon einmal ein Tief und kam stärker daraus hervor. Ich kämpfe weiter. Ich habe immer wieder Läufe, wo ich merke, dass es vorwärts geht.»
Tanguy Nef: «Es ist eine gute Leistung. Ich musste nach der guten Leistung in Wengen etwas relativieren. Ich wusste, dass es ein Kampf werden würde. Ich bin trotzdem zufrieden. Der 2. Lauf hatte etwas mehr Spuren. Ich musste ein bisschen mehr Sicherheit einbauen. Das ist alles gut für nächstes Jahr.»
Daniel Yule: «Zu wenig Risiko, zu wenig Eier – die Erklärung ist ziemlich einfach, wieso ich unten so viel Zeit verloren habe. Am Schluss war der Schnee einfach, es ist weniger Speed drin. Ich habe zu wenig Marge gegeben, ich war so langsam, ich bin fast auf dem Innenski ausgerutscht. Sehr frustrierend, aber ich weiss, woran es liegt.»
Das gab zu reden
Letzte Saison hat Manuel Feller die Slalom-Kugel gewonnen. In diesem Winter kommen er und seine österreichischen Teamkollegen bisher nicht auf Touren. Vor Kitzbühel haben sie in sieben Slaloms noch keinen Podestplatz herausgefahren. Eine veritable Zick-Zack-Krise. Und die findet auch zu Hause vorerst kein Ende. Feller zeigt als Halbzeit-Achter seine Qualitäten, aber ein grosser Fehler wirft ihn beinahe aus dem Rennen. Untenraus beweist er, dass er den Ganslernhang zwar im Griff hätte, doch die Hypothek ist zu gross. Und auch Marco Schwarz (nach dem 1. Lauf Sechster) kann die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Österreich bleibt vorerst ohne Slalom-Podest.
Das gab zu reden II
Sieben Slaloms, ein Sieg, ein zweiter, zwei dritte Plätze und nie schlechter als Fünfter klassiert – mit dieser Bilanz reist Henrik Kristoffersen nach Kitzbühel. Er trägt die rote Startnummer als Disziplinenführender. Und hat für einmal schon früh Feierabend. Nach rund 20 Sekunden fädelt der Norweger im 1. Lauf ein und scheidet aus. Die Enttäuschung und der Frust sind bei ihm gross. Und die lässt er gemäss österreichischen Medien auch raus. «Hier kannst du Eishockey spielen, aber Skifahren ist schwer», motzt Kristoffersen. «Unser Ski ist für Schnee gebaut, nicht für Eis.» Insgesamt schaffen es am Morgen von den 72 startenden Athleten 21 nicht ins Ziel.
Auch Kristoffersens Landsmann Atle Lie McGrath läufts nicht. Nach dem 1. Lauf ist er Zehnter, am Nachmittag scheidet auch er aus. Das passiert ihm in Kitzbühel zum vierten Mal in Folge – die letzten dreimal kam er schon am Morgen nicht ins Ziel.
Die Bedingungen
Schwierige Bedingungen am Ganslernhang. Vor allem unten ist es eisig und richtig rutschig. Für die Athleten ein Kampf. Hinzu kommt, dass es just mit Beginn des 1. Laufs auch noch Regen einsetzt. Trotzdem hält die Piste erstaunlich gut. Das beweist etwa die Fahrt von Hugo Desgrippes, der sich mit Startnummer 57 als 23. für den 2. Lauf qualifiziert. In der Mittagspause wird mit Salz gearbeitet, das tut der Qualität der Piste keinen Abbruch.
So gehts weiter
Für die Technikspezialisten gehts Schlag auf Schlag weiter. Zwei Nachtspektakel stehen auf dem Programm. Am Dienstag steigt in Schladming (Ö) ein Riesenslalom, tags darauf folgt der nächste Slalom.