Carlo Janka hat sich schon nach dem Abschlusstraining festgelegt: «Die Norweger werden hier nicht zu schlagen sein. Jansrud und Kilde besitzen nicht nur das perfekte Set-Up für diese wellige, kurvenreiche Strecke. Zudem sind sie überragende Starter. Und der Start ist hier besonders wichtig.» Janka landet im Fall von Jansrud einen Volltreffer. Während Kilde bereits vor der ersten Zwischenzeit einen Ski verliert, feiert Jansrud einen relativ souveränen Start-Ziel-Sieg, der gleichbedeutend mit dem 13. Weltcup-Erfolg in seiner Karriere ist. Und ja, Jansrud ist im Startstück besonders schnell. Seine Erklärung: «Mein Vater hat mir erst mit sechs Jahren die ersten Alpin-Ski gekauft, bis dahin musste ich mit Langlauf-Latten aneignen. Sehr wahrscheinlich habe ich in dieser Zeit die Basis für eine gute Stockstoss-Technik gelegt, die mir heute bei Alpin-Starts extrem hilft.»
Im letzten Abschnitt ist aber ein Schweizer fast vier Zehntel schneller als Norwegens «Powerriegel». Sein Name: Beat Feuz. Wie schon beim zweiten Rang in Kitzbühel und beim dritten Platz in Garmisch legt der Kugelblitz auch in Südkorea ein sensationelles Finish hin, welches ihm den fünften Rang einbringt. «Ich hatte wirklich Sorgen vor dieser Korea-Reise, weil ich gewusst habe, dass ich hier im Gegensatz zu Kitz und Garmisch nicht mit der Routine die fehlenden Trainingstage kompensieren kann, schliesslich hatte ich ja keine Ahnung von dieser Piste. Darum ist dieser fünfte Rang ein grosser Erfolg für mich.»
Feuz hat aber auch eine Ahnung, wo die fehlenden acht Hundertstel für einen weiteren Podestplatz liegen: «Die scharfe Linkskurve nach dem zweiten Sprung habe ich wie schon in den beiden Trainings nicht gut erwischt. Den oberen Streckenabschnitt habe ich zwar besser erwischt als in den Trainings, aber in diesem Sektor haben bei Peter Fill mit der Startnummer 20 und ich mit der Nummer 21 möglicherweise ein paar Windböen erwischt. Aber dafür hatten die vor uns gestarteten Läufer im Gegensatz zu uns möglicherweise unten mehr Wind.»
Phasenweise ziemlich starken Gegenwind hat auch Carlo Janka, der trotzdem Siebter wird. «Die Bedingungen waren heute sicher nicht für alles gleich», konstatiert der Bündner.
Obwohl Marc Gisin beim zweiten Sprung ein grösseres Problem hat, gelingt dem Engelberger im Vergleich zum Training eine Steigerung – der 14. Platz ist für den Bruder von Dominique das drittbeste Abfahrtsergebnis in diesem Winter nach dem fünften Rang in Kitzbühel und dem elften Platz in Santa Caterina. Eine Position vor Gisin landet der 22-jährige St. Galler Ralph Weber mit Startnummer 33. «Dieses Ergebnis stimmt mich im Hinblick auf die Olympiade sehr zuversichtlich. Ich habe jetzt die ultimative Gewissheit, dass mir dieser Berg liegt.»
Die Schweizer dürfen insgesamt zufrieden sein, denn: vier Athleten in den Top-15 hat heute keine andere Nation.