Die Wiege von Österreichs populärstem TV-Ski-Experten steht oberhalb Schladming auf dem Fastenberg. Der Name kommt nicht von ungefähr. «Die Leute haben hier oben früher unfreiwillig gefastet.
Weil bis 1969 keine Strasse hier hinauf geführt hat, war der Berg von der Zivilisation abgeschnitten und deshalb hat es nur wenig zu essen gegebe», erklärt Knauss.
Richtig hungern musste der am 9. Februar 1971 geborene Steyrer als Kind zwar nicht, im Überfluss hat er aber nicht gelebt. Die ersten Jahre hat er mit seinen Eltern und fünf Geschwistern in einem kleinen, sehr bescheiden eingerichteten Häuschen gelebt.
«Mein Vater war lange in Kriegsgefangenschaft und ist dann mit einer Asbestlunge aus Russland zurück gekehrt. Als Skilift-Angestellter bei den Planai-Bahnen musste er sehr sparsam sein, um die ganze Familie ernähren zu können. Ein Auto konnte er sich nicht leisten.»
Deshalb waren die Knauss-Kinder bei winterlichen Ausflügen ins Tal früh auf die Ski angewiesen. «So habe ich das Skifahren im Alltag in natürlichster Weise erlernt.»
Während sein zweitältester Bruder Helmut in ganz jungen Jahren auf einer Ski-Tour sein Leben in einer Lawine verloren hat, eroberte Hans in den 90iger Jahren die Alpine Weltspitze. 1995 feierte er beim Riesen-Klassiker in Alta Badia seinen ersten Weltcupsieg.
Vier Jahre später fuhr er auf der Streif in Kitzbühel den prestigeträchtigsten seiner insgesamt sieben Weltcup-Triumphe ein. Doch bei Welt-Titelkämpfen fehlte dem Hans oft einen Wimpernschlag zum grossen Glück. Beim WM-Super-G 1999 verpasste er als Dritter die Goldmedaille hinter den zeitgleichen Hermann Maier und Lasse Kjus um eine Hundertstel.
Als die Weltmeisterschaften vier Jahre später in St. Moritz ausgetragen wurden, fehlten Knauss im Riesenslalom als Zweiter drei Hundertstel zur Bestzeit von Bode Miller.
«Das hat mir im ersten Moment schon weh getan. Am Abend habe ich es dann aber trotzdem richtig krachen lassen, Lasse Kjus, Didier Cuche und Mike von Grünigen sind damals auch zu meiner Silber-Party ins Österreich Haus gekommen. Die Hütte hat richtig gebebt. Der Besitzer hatte irgendwann Angst, dass seine Bude zusammenbricht.»
Heute hat Knauss in St. Moritz noch mehr Grund zum feiern. Seit seinem Rücktritt 2005 ist der zweifache Familienvater beim ORF als Helmkamera-Pilot und Co-Kommentator im Einsatz. In dieser Rolle hat er in seiner Heimat eine Popularität erlangt, die er als Rennfahrer im Schatten von Hermann Maier nie hatte.
Gemäss diversen Umfragen ist Knauss das beliebteste Ski-Gesicht im ORF. «Das Hundertstel-Pech in meiner Rennfahrer-Zeit, hat sich jetzt in meiner Karriere nach der Karriere in Glück verwandelt», lächelt Knauss. Aus dem Schmalhans vom Fastenberg ist ein echter Hans im Glück geworden.