Ist das Privatteam noch gerechtfertigt?
Jetzt droht der grosse Lara-Knatsch

Lara Gut-Behrami (27) ist im Privatteam unterwegs. Ihr Vater und Coach wird vom Verband finanziert. Sie hat eine eigene Pressesprecherin. Ist das noch richtig?
Publiziert: 18.02.2019 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2019 um 09:05 Uhr
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Ist das Privatteam von Lara Gut-Behrami noch gerechtfertigt?
Foto: Sven Thomann
Mathias Germann aus Are

Je mehr Erfolg ein Athlet hat, desto mehr spezialisiert er sich. Ein eigener Trainer, ein eigener Physio, ein eigener Service-Mann. Alles wird individueller, die Betreuung spezifischer. Das kostet Geld. Die Investitionen lohnen sich, so lange die Resultate stimmen. Aber was, wenn das nicht mehr der Fall ist?

Im Fall von Lara Gut-Behrami (27) stellt sich genau diese Frage. Seit ihren Anfängen im Weltcup vor gut zehn Jahren ist sie im Privatteam unterwegs, ihr Vater Pauli ist auch ihr Trainer. Er wird auf Mandatsbasis vom Schweizer Ski-Verband finanziert. «Das hat sich auch bewährt. Mit diesem Setup hat Lara viele Erfolge gefeiert und den Gesamtweltcup gewonnen», sagt Swiss-Ski-CEO Markus Wolf.

Schonfrist ist abgelaufen

Damit hat er recht. Aber eben: Seit ihrem Kreuzbandriss im Februar 2017 kommt Gut-Behrami nicht mehr richtig auf Touren. Dabei ist die Schonfrist der Comeback-Saison längst abgelaufen. Im Weltcup fuhr die Tessinerin seit ihrer Verletzung in 48 Rennen fünf Mal auf das Podest (ein Sieg). In diesem Winter wurde sie in St. Moritz Zweite und in Garmisch Dritte. Es waren Ausreisser nach oben. Ihre Resultate in Are: 9. im Super-G, 8. in der Abfahrt, 21. im Riesenslalom. Für eine Athletin ihres Formats ist das nur etwas: enttäuschend. Swiss-Ski-CEO Markus Wolf: «Wir werden Ende Saison zusammensitzen und alles kritisch hinterfragen.»

Sicher ist: Sollte Gut-Behrami weiterhin keine Top-Resultate liefern, wird auch die Finanzierung ihres Vaters in Frage gestellt werden. Und auch jene ihrer eigenen Pressebetreuerin – ein Luxus, den sonst keine andere Schweizer Athletin geniesst. «Diesen Lohn deckt Lara mit ihren Marketing-Aktivität ab», korrigiert Wolf umgehend. 

Fairerweise muss man sagen, dass auch Wendy Holdener und Michelle Gisin längst extrem individuell betreut werden – einfach innerhalb des Verbandes. Aber sie haben auch mehr Erfolg. Wolf: «Bei Lara ist momentan der Knopf drinnen. Irgendetwas ist nicht so, wie es sein sollte. Da ist der Wurm drin. Ob es sie selbst oder das Umfeld ist, kann ich momentan nicht beurteilen.»

Aber ist es überhaupt denkbar, dass sich Gut-Behrami von ihrem Vater als Coach verabschiedet? Laras Pressebetreuerin will sich zur Thematik nicht äussern. Wolf dagegen sagt: «Pauli war immer eine wichtige Bezugsperson für Lara. Aber Lara hat an Grossanlässen noch nie eine Goldmedaille gewonnen. Sie weiss – hart gesagt – also nicht, wie das geht. Und wir haben im Trainer-Staff viele Trainer, die Athleten zu Gold geführt haben.»

Russi: «Trainer muss härter durchgreifen»

Ski-Experte Bernhard Russi ist ein Faktor besonders wichtig: «Egal wer Laras Trainer ist oder sein wird: Er muss im Training härter durchgreifen, etwas von ihr verlangen und nicht einfach warten, bis sich der Knopf von selbst löst. Lara muss künftig die Schwünge wieder auf Zug fahren und nicht mehr so stark driften. Sie kann das, aber sie muss es wieder finden. Lara hat nach wie vor ein Riesenpotenzial.»

Dieses Potenzial kann Lara in den nächsten Wochen unter Beweis stellen. Sieben Rennen stehen für sie noch an, ehe mit Swiss Ski über die Zukunft diskutiert wird.

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