Ski-Insider über tödlichen Sturz
«David Poisson donnerte in den Wald!»

Was für eine schreckliche Tragödie: Der tödliche Unfall von David Poisson ist gemäss Augenzeugen auf eine lasche Streckenabsicherung zurückzuführen!
Publiziert: 14.11.2017 um 02:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 05:54 Uhr
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David Poisson stirbt am Montag in Nakiska.
Foto: AFP
Marcel W. Perren

Bis gestern haben vor allem wir Schweizer glänzende Erinnerungen mit dem kanadischen Ski-Resort Nakiska verknüpft – Pirmin Zurbriggen und Peter Müller feierten 1988 bei den Olympischen Spielen auf diesem Berg einen heroischen Doppelsieg. Doch liegt auf dieser eine knappe Autostunde von Calgary entfernten Piste ein dunkler Schatten.

David Poisson, bei der WM 2013 Bronzemedaillengewinner in der Abfahrt, ist praktisch vor den Augen der Schweizer Abfahrer in den Tod gestürzt. Aus dem Swiss Ski-Team will sich niemand zum Vorfall äussern, aber BLICK erreichte am Telefon einen langjährigen Begleiter des Ski-Zirkus, der während dem Drama um den Franzosen in Nakiska weilte.

Erfolglose Wiederbelebungsversuche

Was ist passiert? «Poisson ist kurz vor dem Ziel mit rund 100 km/h ausgerutscht und ist dann durch zwei sogenannte B-Fangnetze hindurch in den Wald hineingeschossen. Dort dürfte er ziemlich frontal mit einem Baum kollidiert sein. Ein Rettungsteam hat danach während rund eineinhalb Stunden erfolglos versucht, David wiederzubeleben.»

Die Schweizer Abfahrtsmannschaft, die am Sonntag im Trainings-Camp in Nakiska ankam, war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf dem Berg beim Einfahren. Feuz, Küng und Co. hätten ihr Training nach der Einheit der Franzosen in Angriff nehmen sollen. Doch aus anderen Teams ist zu vernehmen, dass die Schweizer aufgrund der schlechten Sicherheitsvorkehrungen in Nakiska überhaupt nicht mehr trainieren wollen.

Gefährliche Streckenabsicherung

Ein ausländischer Funktionär, welcher derzeit mit seinem Team in Copper Mountain (Colorado) weilt, kann das sehr gut nachvollziehen: «Es kann ja auch hier etwas Schlimmes passieren, aber auf jeden Fall ist Copper Mountain die einzige Trainingsstrecke, die mit sehr viel widerstandsfähigeren A-Netzen abgesichert ist. Und ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es in Nakiska bezüglich der Sicherung besonders kritisch ist, weil dort einige B-Netze lediglich einen knappen Meter vor der Waldgrenze stehen.»

Ein Beispiel eines A-Netzes (links) bei der Zieleinfahrt der Lauberhorn-Strecke.
Foto: Sven Thomann
Beispiel eines B-Netzes (hier am Lauberhorn).
Foto: EQ

Zur Erinnerung: Unsere Abfahrer durften bis im letzten Jahr ebenfalls in Copper Mountain trainieren. Aber nachdem die Verbandsführung zwei Wochen vor der WM die Vereinbarung, dass die Amis im Gegenzug als einziges Team mit der Schweiz auf der Abfahrtspiste in St. Moritz trainieren darf, gebrochen hatte, hat US-Alpindirektor Patrick Riml Swiss Ski von der Liste gestrichen.

Als Alternative für das Vorbereitungs-Camp zur ersten Abfahrt der Saison in Lake Louise sind jetzt eben nur Nakiska und Panorama (ebenfalls Region Calgary) übrig geblieben.

Am Tag nach Poissons tödlichem Flug durch die schwachen Netze teilt Swiss Ski mit: Nakiska wird zwei Tage früher als ursprünglich geplant verlassen. Das Team wird nach Panorama weiterreisen. David Poissons Tod wird aber auch dort in den Köpfen mitfahren.

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