«Es war im Sommer 2008, als sich unsere Wege in Saas Fee rein zufällig zum ersten Mal gekreuzt haben. Du warst damals ein neunjähriger Knirps, ich habe ein paar Monate zuvor beim Riesenslalom in Adelboden triumphiert. Das dürfte dann auch der Grund gewesen sein, warum du mich damals um ein Erinnerungsfoto und ein Autogramm gebeten hast. Jetzt bin ich es, der von dir nicht nur eine, sondern zwei Autogrammkarten haben möchte. Meine Zwillings-Buben Cobe und Roc sind grosse Fans von Dir. Auch ich hege sehr viel Sympathie für dich, weil du ja auch meinen Job als SRF-Ski-Experte noch attraktiver machst. Du fährst immer auf der letzten Rille. Aber dank deiner herausragenden Balance auf den Ski, deiner genialen Technik und deiner enormen mentalen Stärke muss man um dich auch auf der gefährlichsten Piste nie wirklich Angst haben.
Ja, es macht einfach grossen Spass mit Dir! Und ich würde mich auch herzlich darüber freuen, wenn du mir am Samstag den Titel ‹letzter Schweizer Riesenslalom-Sieger in Adelboden› entreissen würdest. Es ist ein bisschen wie im Hollywood-Klassiker ‹Und täglich grüsst das Murmeltier›: Jedes Mal, wenn ich in Adelboden auftauche, werde ich auf diese alte Geschichte angesprochen. Ich habe gefühlt 300'000 Mal erzählt, wie ich diesen Tag erlebt habe. So stolz ich auf meine beiden Siege am Chuenisbärgli auch bin - es ist höchste Zeit, dass jetzt der nächste Schweizer ein glorreiches Kapitel auf dem prestigeträchtigsten Riesenslalom-Hang der Welt schreibt. Selbst meine Mutter Sylvia hat mir im letzten Winter offenbart, dass ihr bei aller Liebe meine Adelboden-Erfolgsstory zu den Ohren raushängt.
Ich bin mir bewusst, dass ein Weltklasse-Athlet wie du von mir keine Tipps für dieses Rennen braucht. Lass mich an dieser Stelle trotzdem ein bisschen Klugscheissen. Es gibt einige Leute, welche glauben, dass sich dieser Riesenslalom im extrem steilen Zielhang entscheiden würde. Ich glaube aber, dass man in einer eher unscheinbaren Passage eine grosse Differenz herausholen kann. Ich meine dieses mit vielen Wellen bestückte Flachstück nach ungefähr 20 Fahrsekunden.
Und ich möchte Dir noch etwas ganz anderes mit auf den Weg geben. Dein grosses Vorbild Didier Cuche hat mir nach meinem Sieg vor 14. Jahren gesagt, dass ich diesen Erfolg ganz besonders geniessen solle. Ich gebe zu, dass ich diese Worte damals nicht allzu ernst genommen habe. Ich habe zu diesem Zeitpunkt geglaubt, dass ich so etwas noch ganz oft erleben werde. Aber jetzt weiss ich, dass ein Sieg in Adelboden wirklich etwas Einmaliges ist. Deshalb solltest du es heute Abend im Erfolgsfall auch gebührend krachen lassen.
Gib alles!»