Gelassen nahm Corinne Suter die Nachricht von SRF-Moderator Lukas Studer zur Kenntnis: Eine ihrer beiden gewonnenen Kristallkugeln ist zerbrochen! Während eines Gesprächs unter Reportern versehentlich vom Tisch gefallen. «Sorry», sagt Studer nur. «Scherben bringen Glück», kontert Suter via sozialen Medien.
Ebenso cool reagiert sie nun, als ihr TV-Studer die beiden gläsernen Trophäen für ihre Siege in der Abfahrts- und Super-G-Wertung nach einem Transport im Metallkoffer aus Schweden zum Zürcher Leutschenbach mit den Worten «Nüt isch kaputt, alles da!» heil überreicht. «Danke», sagt sie und lacht wissend – sie hatte den kleinen Scherz nie ganz ernst genommen.
Wie ein Facebook-Video zeigt, wird die Inszenierung in einer Garderobe der TV-Studios aufgelöst, wo Corinne gerade für die Sonntags-Sendung «Sportpanorama» hübsch gemacht wird. Eine Stylistin zöpfelt ihre Haare zu einer kunstvollen Frisur. Einseitig, rechts geflochten, links fällt ihr langes, dichtes Haar offen über die Schulter.
Ski-Queen ohne offizielle Krönung
Etwas verloren sitzt unsere Saison-Heldin wenig später bei Jann Billeter in einem der leeren Zuschauerstühle – mit gebührendem Abstand zu ihren erfolgreichen männlichen Kollegen, Super-G-Abräumer Mauro Caviezel und Parallel-Riesen-Weltcupsieger Loïc Meillard – und kommentiert die spezielle Situation durch die Corona-Krise. «Ein sehr abruptes Ende», sagt die Schwyzerin zum ungewöhnlichen Saisonverlauf, «das habe ich mir schon etwas anders vorgestellt.» Jammern will Corinne aber nicht. «Es geht mir gleich wie vielen anderen.» Es bleibe jetzt nichts übrig, als abzuwarten, viel zu lesen und die Situation nicht zu unterschätzen. «Und wenn wir alle jetzt vieles richtig machen, dürfen wir hoffen, dass es wieder besser wird.»
Eine Ski-Queen ohne offizielle Krönung, ohne standesgemässe Zeremonie. Dafür mit königlicher Flechtfrisur, die einige Zeit in Anspruch genommen hat.
Relativ lange warten musste die 25-Jährige auch auf ihren Durchbruch. Sie berichtet von ihrer endlich gewonnenen Lockerheit, die sie nach vielen vielversprechenden Platzierungen letztlich aufs Podest geführt hat. Fünfmal diese Saison – inklusive dem letzten Rennen in La Thuile, wo sie ihren linken Stock zeitweise nicht mehr im Griff hatte! «Ich bin schon unglaublich stolz», gibt Corinne zu. «Kommende Saison werde ich mich sicher gleich wie dieses Jahr vorbereiten.»
«Gute Nacht, meine Süssen»
Dann kommt es hoffentlich wieder zu denselben schönen Szenen, die SRF ihr aus dieser abrupt beendeten Corona-Saison vorspielt: Jubelnde Fan-Massen im Zielraum mit unzähligen, winkenden Schweizer Fähnchen. «Diese sichtliche Freude im eigenen Land gibt einem so viel Motivation», schwärmt Suter und schwelgt dabei in Erinnerungen, als lägen diese schon ewig zurück.
Doch die Zeugen ihrer jüngsten Erfolge trägt sie ja nun eng bei sich – unversehrte und strahlende Kristallkugeln, wie auch ein gestern Abend gepostetes Bild auf Instagram beweist. Zöpfli-Suter blickt ihre beiden Babys liebevoll an und schreibt: «Gute Nacht, meine Süssen.»