Achtmal in Serie den Gesamtweltcup gewonnen (2012 bis 2019), 67 Weltcupsiege, zweimal Olympia- und siebenmal WM-Gold – Marcel Hirscher hat über Jahre den Ski-Sport geprägt. Der Erfolg hat alles überstrahlt. Auch, dass rückblickend längst nicht alles so rosig war. Denn nun, fast drei Jahre nach seinem Rücktritt, hat Hirscher in einem Interview mit «Red Bulletin» den Ski-Zirkus scharf kritisiert.
«Als Skifahrer bist du verkauft. Das macht etwas mit dir. Ich war auf gewisse Art Leibeigener von anderen», so Hirscher. Der 33-Jährige fügt an, es sei für ihn aus heutiger Sicht «völlig unvorstellbar, wie ich das ausgehalten habe.»
Team wurde vorgesetzt
Er gewährt noch weitere Einblicke, sagt, er habe sich während seiner Karriere «absolut an die Schmerzgrenze des Systems herangetastet». Zudem sei ihm das Team, mit dem er unterwegs war, vorgesetzt worden. Der Österreicher wagt gar eine These: «Ich bin überzeugt, dass ich noch erleben werde, dass man mit Athleten nicht mehr so umgehen kann wie zu meiner Zeit. Das Wort ‹selbst› wird deutlich in den Vordergrund rücken.»
Nach seinem Rücktritt 2019 hat Marcel Hirscher mit seiner Firma eine eigene Ski-Marke entwickelt. «Van Deer» wird ab kommender Saison auch im Weltcup vertreten sein. Unter anderem mit seinem ehemals grössten Rivalen Henrik Kristoffersen (27). Den Norweger hat Hirscher erst kürzlich unter Vertrag genommen. Vielleicht erlebt er ja mit ihm, dass mit den Athleten im Ski-Zirkus anders umgegangen wird. (bir)