Das Gerücht hält sich seit Monaten, jetzt schafft Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann Klarheit. Er kandidiert als Präsident des Internationalen Skiverbandes FIS und strebt damit die Nachfolge seines Landsmannes Gian Fanco Kasper an. Die entsprechende Wahl hätte beim Kongress in diesem Frühling in Thailand stattfinden sollen. Jetzt wird die Wahl wohl im Herbst in Zürich über die Bühne gehen.
Sollte Lehmann gewählt werden, dann bliebe eines der wichtigsten Ämter im Weltsport weiter in Schweizer Hand. Von 1951 bis 1998 war Marc Hodler oberster Wintersportler, seit damals ist es Gian Franco Kasper. Seit 68 Jahren steht ein Schweizer auf der Kommandobrücke. Lehmann würde bei einer Wahl auch bald Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee, aus dem Kasper altershalber ausscheiden musste.
«Werde nicht gratis arbeiten»
Und die Chancen von Lehman stehen gut. Mit Head-Boss und Selfmade-Millionär Johan Eliasch steht ein erster Bewerber fest. Der 58j-ährige schwedisch-britische Geschäftsmann hat sogar angekündigt, das Amt gratis auszuüben. «Das kann er sich leisten. Ich werde nicht gratis arbeiten», sagt Lehmann dazu. Die Kandidatur der Britin Sarah Lewis (52) wird noch erwartet. Die derzeitige Generalsekretärin der FIS steht in den Startlöchern.
Der härteste Widersacher von Lehmann dürfte aber der Schwede Mats Arjes (52) sein. Der Präsident des schwedischen Olympischen Komitees soll auch die Unterstützung von Kasper haben. Der Bündner steht der Kandidatur von Lehmann eher kritisch gegenüber. Dafür kann Lehmann auf die Unterstützung von Peter Schröcksnadel zählen. Das Wort des österreichischen Skibosses hat in der Wintersportszene Gewicht.
Vierpunkte-Plan von Lehmann
Lehmann steigt mit eine Vierpunkte-Plan in den Wahlkampf. Die «Etablierung einer geschlossenen und geeinten FIS», die «Verbesserung der Governance und der Strukturen», die «Aufwertung unseres Sports für Athletinnen und Athleten als auch für Fans» und die «optimale Nutzung des kommerziellen Potenzials von FIS-Events» stehen auf dem Programm.
Sollte Lehmann gewählt werden, entsteht bei Swiss-Ski eine Lücke. In die würde wohl der bisherige Vizepräsident Peter Barandun vorstehen. Die Kandidatur des Bündners als neuer möglicher Boss von Swiss Ski ist klar.
Wann wird gewählt?
Das ist noch offen. Eigentlich hätte der FIS-Kongress am 23. Mai in der thailändischen Stadt Pattaya stattfinden sollen, einem laut Wikipedia «Zentrum des Sextourismus». Wegen der Corona-Krise musste der FIS-Gipfel in Ostasien abgesagt werden, nun könnte die Wahl im Rahmen des FIS-Kongresses im Herbst in Zürich nachgeholt werden.
Wie läuft die Wahl ab?
Von Albanien bis Zimbabwe: 132 nationale Verbände sind wahlberechtigt. Die grossen erhalten drei Stimmen, die «Small Nations» nur eine. Für die Wahl des Präsidenten ist die absolute Mehrheit erforderlich. Erzielt kein Kandidat eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang, scheidet der Kandidat mit den wenigsten Stimmen vom zweiten Wahlgang aus. Dieses Verfahren wird wiederholt und weitere Wahlgänge werden durchgeführt, bis ein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht.
Wann wird gewählt?
Das ist noch offen. Eigentlich hätte der FIS-Kongress am 23. Mai in der thailändischen Stadt Pattaya stattfinden sollen, einem laut Wikipedia «Zentrum des Sextourismus». Wegen der Corona-Krise musste der FIS-Gipfel in Ostasien abgesagt werden, nun könnte die Wahl im Rahmen des FIS-Kongresses im Herbst in Zürich nachgeholt werden.
Wie läuft die Wahl ab?
Von Albanien bis Zimbabwe: 132 nationale Verbände sind wahlberechtigt. Die grossen erhalten drei Stimmen, die «Small Nations» nur eine. Für die Wahl des Präsidenten ist die absolute Mehrheit erforderlich. Erzielt kein Kandidat eine absolute Mehrheit im ersten Wahlgang, scheidet der Kandidat mit den wenigsten Stimmen vom zweiten Wahlgang aus. Dieses Verfahren wird wiederholt und weitere Wahlgänge werden durchgeführt, bis ein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht.
Urs Lehmann (50, Schweiz): Seit 2008 ist der Abfahrts-Weltmeister von 1993 in Morioka (Jpn) Präsident von Swiss Ski. Der erfolgreiche Unternehmer (Lehmann ist CEO des Arzneimittelherstellers Similasan) gilt als Workaholic. Und hat den Schweizer Skiverband vorwärts gebracht – auch finanziell. Mit dem Sieg im Nationenklassement im Ski-Weltcup schuf sich Lehmann zuletzt ein kleines Denkmal. Ein perfekter Abschluss bei Swiss Ski? Lehmann gilt als innovativ, er würde der verstaubten FIS neues Leben einhauchen. Und er hat die Unterstützung von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel. Das Problem: Als Ex-Athlet hat Lehmann einen ganz anderen Werdegang als Kasper und durch die Gründung des Europäischen Verbandes 2009 hat er sich mit Kasper verkracht. Diese «Jugendsünde» könnte ihm teuer zu stehen kommen. Prognose: Gute Chancen.
Sarah Lewis (55, England): Die aktuelle FIS-Generalsekretären war Skirennfahrerin und nahm 1988 an den Olympischen Spielen in Calgary teil. Die grosse Arbeiterin ist seit 1994 bei der FIS und kennt die Leute um sie herum bestens – ein Vorteil. Dennoch ist es fraglich, ob die perfekt Deutsch sprechende Lewis die nötigen Reformationen konsequent angehen würde. Sie wäre die erste FIS-Präsidentin überhaupt. Prognose: Geringe Chancen.
Linie Mats Arjes (43, Schweden): Er sitzt seit 2010 im FIS-Vorstand und stieg dort Vize-Präsidenten auf. Der ehemalige Ski-Junior, der es nie an die Weltspitze geschafft hat, hat also eine grosse Lobby. Arjes war bis vor einem Jahr Präsident und CEO von Skistar, einem grossen schwedischen Wintersport-Unternehmen. Er trat zurück – auch, um sich als Präsident des Schwedischen Olympischen Komitees stärker für die Olympiakandidatur 2026 einzusetzen. Prognose: Gute Chancen.
Flavio Roda (72, Italien): Als Roda 2012 Präsident vom italienischen Wintersportverband FISI wurde, stand er vor einem riesigen Scherbenhaufen. Sein Vorgänger Gianni Morzenti musste in den Knast, weil er Schmiergelder kassierte. Der Verband war praktisch Pleite. Doch Roda, der sich in den 80er-Jahren im Alpin Zirkus als Trainer von Alberto Tomba auszeichnen konnte, hat die FISI in kürzer Zeit saniert. Rodas grosser Nachteil bei der Kandidatur für das höchste Amt im Ski-Weltverband: Sein englisches Wortschatz reduziert sich auf «Yes» und «No». Prognose: Geringe Chancen.
Johan Eliasch (58, England): Der in Stockholm geborene Businessman hat eine halbe Milliarde auf dem Konto. Er ist der Chef von Head, der erfolgreichsten Ski-Marke im Rennsport, bietet an, den Job gratis zu machen. Eliasch gilt als Öko-Freak. Prognose: Geringe Chancen.
Urs Lehmann (50, Schweiz): Seit 2008 ist der Abfahrts-Weltmeister von 1993 in Morioka (Jpn) Präsident von Swiss Ski. Der erfolgreiche Unternehmer (Lehmann ist CEO des Arzneimittelherstellers Similasan) gilt als Workaholic. Und hat den Schweizer Skiverband vorwärts gebracht – auch finanziell. Mit dem Sieg im Nationenklassement im Ski-Weltcup schuf sich Lehmann zuletzt ein kleines Denkmal. Ein perfekter Abschluss bei Swiss Ski? Lehmann gilt als innovativ, er würde der verstaubten FIS neues Leben einhauchen. Und er hat die Unterstützung von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel. Das Problem: Als Ex-Athlet hat Lehmann einen ganz anderen Werdegang als Kasper und durch die Gründung des Europäischen Verbandes 2009 hat er sich mit Kasper verkracht. Diese «Jugendsünde» könnte ihm teuer zu stehen kommen. Prognose: Gute Chancen.
Sarah Lewis (55, England): Die aktuelle FIS-Generalsekretären war Skirennfahrerin und nahm 1988 an den Olympischen Spielen in Calgary teil. Die grosse Arbeiterin ist seit 1994 bei der FIS und kennt die Leute um sie herum bestens – ein Vorteil. Dennoch ist es fraglich, ob die perfekt Deutsch sprechende Lewis die nötigen Reformationen konsequent angehen würde. Sie wäre die erste FIS-Präsidentin überhaupt. Prognose: Geringe Chancen.
Linie Mats Arjes (43, Schweden): Er sitzt seit 2010 im FIS-Vorstand und stieg dort Vize-Präsidenten auf. Der ehemalige Ski-Junior, der es nie an die Weltspitze geschafft hat, hat also eine grosse Lobby. Arjes war bis vor einem Jahr Präsident und CEO von Skistar, einem grossen schwedischen Wintersport-Unternehmen. Er trat zurück – auch, um sich als Präsident des Schwedischen Olympischen Komitees stärker für die Olympiakandidatur 2026 einzusetzen. Prognose: Gute Chancen.
Flavio Roda (72, Italien): Als Roda 2012 Präsident vom italienischen Wintersportverband FISI wurde, stand er vor einem riesigen Scherbenhaufen. Sein Vorgänger Gianni Morzenti musste in den Knast, weil er Schmiergelder kassierte. Der Verband war praktisch Pleite. Doch Roda, der sich in den 80er-Jahren im Alpin Zirkus als Trainer von Alberto Tomba auszeichnen konnte, hat die FISI in kürzer Zeit saniert. Rodas grosser Nachteil bei der Kandidatur für das höchste Amt im Ski-Weltverband: Sein englisches Wortschatz reduziert sich auf «Yes» und «No». Prognose: Geringe Chancen.
Johan Eliasch (58, England): Der in Stockholm geborene Businessman hat eine halbe Milliarde auf dem Konto. Er ist der Chef von Head, der erfolgreichsten Ski-Marke im Rennsport, bietet an, den Job gratis zu machen. Eliasch gilt als Öko-Freak. Prognose: Geringe Chancen.
Der Weltskiverband-FIS ist seit über 68 Jahren in Schweizer Hand. Nach dem Schweden Ivar Holmquist (1924-1934) und dem Norweger Nikolai Ram Ostgaard (1934-1951) kam Marc Hodler an die Macht. Der 2006 verstorbene Berner war 47 (!) Jahr lang an der FIS-Spitze, 1998 übergab er das Amt an «seinen» Generalsekretär Gian Franco Kasper. Der St. Moritzer wird nach 22 Jahren das Amt aus privaten Gründen vorzeitig abgeben.
Kasper gilt seit jeher als Traditionalist, manche sagen Anti-Reformator. Vor einem Jahr bei der WM in Are (Sd) zog ein Shitstorm über Kasper hinweg. Warum? In einem Interview mit dem Tagesanzeiger sagte er in seiner oft flapsigen Art: «Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten.» Und zum Klimawandel meinte er: «Es gibt keinen Beweis dafür. Wir haben Schnee, zum Teil sehr viel.»
Der Weltskiverband-FIS ist seit über 68 Jahren in Schweizer Hand. Nach dem Schweden Ivar Holmquist (1924-1934) und dem Norweger Nikolai Ram Ostgaard (1934-1951) kam Marc Hodler an die Macht. Der 2006 verstorbene Berner war 47 (!) Jahr lang an der FIS-Spitze, 1998 übergab er das Amt an «seinen» Generalsekretär Gian Franco Kasper. Der St. Moritzer wird nach 22 Jahren das Amt aus privaten Gründen vorzeitig abgeben.
Kasper gilt seit jeher als Traditionalist, manche sagen Anti-Reformator. Vor einem Jahr bei der WM in Are (Sd) zog ein Shitstorm über Kasper hinweg. Warum? In einem Interview mit dem Tagesanzeiger sagte er in seiner oft flapsigen Art: «Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten.» Und zum Klimawandel meinte er: «Es gibt keinen Beweis dafür. Wir haben Schnee, zum Teil sehr viel.»
Nicht mehr im Amt:
Marc Hodler: Der 2006 verstorbene Berner war 47 (!) Jahr lang an der FIS-Spitze, 1998 übergab er das Amt an Kasper.
Sepp Blatter (84): Von 1998 bis 2016 war der Walliser Fifa-Präsident. Wegen Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung wurde er 2015 von der Ethikkommission ausgebremst.
Max Bürgi: 1936 bis 1939 war der Genfer Präsident des Rad-Weltverbands UCI. Er starb 1946.
Marco Villiger (45): 2006 wurde er zum Chefjuristen der Fifa. Eine Dekade später wurde stellvertretender Generalsekretär, doch er verliess die Fifa zwei Jahre danach.
Noch im Amt:
Gian Franco Kasper (76): Der St. Moritzer wird nach 22 Jahren das FIS-Präsidium aus privaten Gründen abgeben. Wegen der Corona-Krise erst im Herbst.
Urs Linsi (70): Von 2002 bis 2007 war er Fifa-Generalsekretär. Und später Präsident des Grasshopper Club Zürich.
René Fasel (70): Seit 1994 ist der ehemalige Eishockey-Spieler Präsident des Internationalen Eishockey-Verbands.
Jürg Stahl (52): Der ehemalige Nationalratspräsident ist seit 2017 Präsident von Swiss Olympic.
René Stammbach (64): Seit 14 Jahren ist er Präsident von Swiss Tennis. Und er sitzt im Board of Directors des Internationalen Tennisverbandes ITF.
Gianni Infantino (50): Bis 2006 war er Fifa-Generalsekretär. Dann wurde der Jurist Nachfolger von Sepp Blatter als Präsident des Weltfussballverbandes.
Nicht mehr im Amt:
Marc Hodler: Der 2006 verstorbene Berner war 47 (!) Jahr lang an der FIS-Spitze, 1998 übergab er das Amt an Kasper.
Sepp Blatter (84): Von 1998 bis 2016 war der Walliser Fifa-Präsident. Wegen Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung wurde er 2015 von der Ethikkommission ausgebremst.
Max Bürgi: 1936 bis 1939 war der Genfer Präsident des Rad-Weltverbands UCI. Er starb 1946.
Marco Villiger (45): 2006 wurde er zum Chefjuristen der Fifa. Eine Dekade später wurde stellvertretender Generalsekretär, doch er verliess die Fifa zwei Jahre danach.
Noch im Amt:
Gian Franco Kasper (76): Der St. Moritzer wird nach 22 Jahren das FIS-Präsidium aus privaten Gründen abgeben. Wegen der Corona-Krise erst im Herbst.
Urs Linsi (70): Von 2002 bis 2007 war er Fifa-Generalsekretär. Und später Präsident des Grasshopper Club Zürich.
René Fasel (70): Seit 1994 ist der ehemalige Eishockey-Spieler Präsident des Internationalen Eishockey-Verbands.
Jürg Stahl (52): Der ehemalige Nationalratspräsident ist seit 2017 Präsident von Swiss Olympic.
René Stammbach (64): Seit 14 Jahren ist er Präsident von Swiss Tennis. Und er sitzt im Board of Directors des Internationalen Tennisverbandes ITF.
Gianni Infantino (50): Bis 2006 war er Fifa-Generalsekretär. Dann wurde der Jurist Nachfolger von Sepp Blatter als Präsident des Weltfussballverbandes.