«Ich hatte überhaupt kein Vertrauen mehr»
Loïc Meillard spricht über die schlimmste Zeit seiner Ski-Karriere

Loïc Meillard hat in den letzten zwölf Monaten die turbulenteste Zeit seiner Laufbahn erlebt: Nach einem kapitalen Fehlstart erkämpfte er sich hinter Marco Odermatt den zweiten Rang im Gesamtweltcup. Ist der Weinliebhaber jetzt reif für den ganz grossen Coup?
Publiziert: 27.10.2024 um 00:03 Uhr
|
Aktualisiert: 27.10.2024 um 10:09 Uhr
1/6
Loïc Meillard hatte in der ersten Hälfte des letzten Winters grosse Probleme.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_1182.JPG
Marcel W. PerrenSki-Reporter

In der Wohnung von Loïc Meillard hängt ein Bild, das den Verlauf seiner letzten Weltcupsaison gestochen scharf auf den Punkt bringt. «Das Bild hat ein italienischer Fotograf geschossen. Es zeigt sehr schön auf, wie ich in einer Kurve vom Schatten ins Licht fahre», erläutert der gebürtige Neuenburger, der seit seinem zwölften Lebensjahr in Hérémence im Unterwallis lebt.

Meillards erste Halbzeit des vergangenen Winters war von eklatanten Materialproblemen überschattet. Die Bindung, die von Rossignol-Look als grandiose Neuerfindung angepriesen wurde, entpuppte sich als grosser Unsicherheitsfaktor. Meillard verlor mehrmals ohne erkennbaren Grund den Ski. Das setzte dem genialen Techniker mental verständlicherweise stark zu.

«Ich hatte überhaupt kein Vertrauen mehr, habe mich nicht mehr getraut, den Ski richtig freizugeben.» Die zahlreichen gut gemeinten Ratschläge, die er in dieser Phase von Aussenstehenden erhielt, sind dem Riesenslalom-Vizeweltmeister eher schlecht bekommen. «Ich wollte dieses Thema so schnell wie möglich abhaken, ich wollte auf andere Gedanken kommen. Aber weil jeder glaubte, dass er den passenden Tipp für mich hat, wurde ich immer und immer wieder mit diesem leidigen Thema konfrontiert.» 

Grandiose Serie

Doch dann kam das letzte Januar-Wochenende in Garmisch, wo Meillard nach dem dritten Super-G-Rang plötzlich wieder auf der Sonnenseite des Rennfahrerlebens stand. Der Ausrüster bekam das Bindungsproblem in den Griff, Meillard realisierte eine eindrückliche Erfolgsserie: In den letzten zwölf Weltcup-Rennen gelang ihm siebenmal der Sprung aufs Podest. Beim Slalom in Aspen und beim finalen Riesen in Saalbach stand Meillard sogar auf dem obersten Treppchen des Podests.

Damit hat Meillard auch seinen alles überragenden Teamkollegen Marco Odermatt beeindruckt. «Ich glaube, dass Loïc im kommenden Winter im Kampf um den Gesamtweltcup mein grösster Konkurrent sein wird.» Slalom-Coach Matteo Joris ist überzeugt, «dass Loïc jetzt sehr viel mehr Selbstvertrauen als vor dem letzten Winter hat». Auch Meillard selber macht kein Geheimnis daraus, «dass der Gewinn der grossen Kristallkugel mein grosses Ziel ist». Der bald 28-Jährige weiss aber auch, «dass ich sehr viel konstanter werden muss, wenn ich dieses Ziel eines Tages erreichen will».

Riskante Investitionen

Geld hat der ausgebildete Bankkaufmann bereits im letzten Winter ganz ordentlich verdient. In der offiziellen Preisgeld-Rangliste der FIS liegt er mit 287'500 Franken hinter Marco Odermatt (810'000), Cyprien Sarrazin (365'500) und Manuel Feller (317'054) an vierter Stelle. Hinzu kommen Fixgehälter und Erfolgsprämien, die der Romand von seinen Sponsoren und Ausrüstern kassiert.

Wie wird dieses Geld angelegt? «Ich habe ein paar Investitionen getätigt, die ziemlich riskant sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um Kryptowährungen. Aber den grössten Teil habe ich sehr konservativ angelegt», verrät Meillard, der trotz seiner immer grösser werdenden Popularität ein äusserst bodenständiger, bescheidener Zeitgenosse geblieben ist.

Meillard ist aber auch ein Genussmensch, bei dem der Wein eine ganz besondere Rolle spielt. Seit drei Jahren ist er Botschafter der renommierten Walliser Kellerei Maison Gilliard. Mit einem breiten Grinsen erzählt der Ski-Star, dass er auch schon in den Genuss des Rolls-Royce unter den Rebensäften gekommen ist: «Ich wurde auf einen Château Pétrus eingeladen, der einige Tausender gekostet hat. Obwohl der Tropfen sehr gut gemundet hat, würde ich selber nie im Leben so viel für einen Wein ausgeben.»

Stattdessen trinkt er mit Vorliebe einen Dôle, wo die Flasche deutlich billiger ist. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gross, dass Loïc Meillard nach dem Riesenslalom in Sölden auf ein weiteres Topergebnis anstossen kann.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?