«Ich habe mich mit der Streif versöhnt»
Marc Gisin ist zurück am Ort des Grauens

Ein Jahr nach dem Horror-Crash fährt Marc Gisin wieder am «Tatort» in Kitzbühel. Und er überspringt sein Trauma.
Publiziert: 19.01.2016 um 20:42 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:01 Uhr
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Marc Gisin mit Trainer Tom Stauffer auf der Streif.
Foto: Blicksport
Von Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Kitzbühel

Hahnenkamm-Bahn, am Dienstag um 8.12 Uhr: Marc Gisin sitzt mit mulmigem Gefühl in der Gondel zum Streif-Start. Die Anspannung steht dem sonst so lustigen Zeitgenossen ins Gesicht geschrieben.

Vor seinem geistigen Auge laufen die Bilder vom 23. Januar 2015. An diesem Tag landet der 1,98 m grosse Big Marc im Super-G nach einem schrecklichen Abflug an der Hausbergkante mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Spital.

«Ich weiss noch, wie ich in der Luft ins Trudeln geraten bin. Danach habe ich einen Filmriss, kann mich erst wieder an den ­Heli-Flug in die Klinik erinnern.»

In der Zwischenzeit ist es 8.55 Uhr, Gisin ist bei der Besichtigungsfahrt am Hausberg angekommen. «Ich bin sicher nervöser als bei der Streif-Besichtigung im letzten Jahr, weil ich meinen Sturz wohl ein paar Mal zu viel auf Video gesehen habe.»

Zum Glück ist jetzt Cheftrainer Tom Stauffer zur Stelle, der Marc mit seiner ruhigen Art die richtige Linie am Hausberg zeigt.

Um 11.55 Uhr gilt es für Gisin ernst – er katapultiert sich auf die gefährlichste Abfahrt der Welt. Eineinhalb Minuten später meistert er die schwerste Mutprobe seiner Karriere mit dem Sprung über den Hausberg bravourös und schwingt im Ziel als 19. und bester Schweizer ab.

«Jetzt bin ich wahnsinnig erleichtert. Ich war am Start schon sehr nervös. Aber kaum auf der Piste, fand ich es voll geil. Der Schnee ist an den meisten Stellen auch sehr griffig.» Als er den Zielraum verlässt, dreht sich Gisin noch einmal zur Piste. «Jetzt habe ich mich mit der Streif versöhnt», sagt er.

Dann schmunzelt Marc und erzählt: «Wie sehr ich nach dem Unfall ­neben den Schuhen stand, hat mir eine Begegnung mit meiner Cousine gezeigt. Ich ging auf sie zu und sagt: «He, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen.» Ihre Antwort: «Ich habe dich im Frühling besucht.› Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.»

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