Ratlos, enttäuscht und wütend: Wendy Holdener (26) rang nach Platz 20 im Parallel-Slalom um Worte. «Ich habe alles gegeben, aber da ich war zu wenig gut», sagte sie. Als Ausrede wollte sie das Zeitchaos – sie musste in der Quali vom Sessellift innert einer Minute zum Start – nicht vorschieben.
Aber wie konnte es überhaupt für die Schwyzerin zu einem solchen Heim-Waterloo kommen? Schliesslich gehören die Duelle Frau-gegen-Frau zu Holdeners Spezialitäten. Nie war sie im Weltcup schlechter als Neunte, dazu gewann sie beim Olympiasieg 2018 und WM-Titel 2019 im Team-Wettbewerb alle ihre acht Duelle.
«Der Kurs war sehr direkt gesteckt, damit kam ich nicht gut klar», meinte Holdener. Wobei sie wusste, dass sie sich damit früher auch schon gut arrangiert hatte. Auch die Doppelblock-Technik hatte sie geübt. «Und am Morgen beim Einfahren machte sie einen sehr guten Eindruck», so ihr Trainer Werner Zurbuchen.
Er vermutet, dass sich Wendy nach der harzigen Quali habe verunsichern lassen. «Wendy kann viel besser fahren, viel mehr auf Zug. Sie wirkte sehr verkrampft. Das müssen wir genau analysieren.» Dennoch meint Zurbuchen, dass man das Ergebnis nicht überbewerten soll. Ein Ausrutscher also? «Wir dürfen nicht alles verteufeln. Das ist jetzt wichtig.»
Immerhin: Bereits am Dienstag hat Holdener die Chance auf den Turnaround. Kommt der Riesenslalom von Courchevel (Fr) darum gerade recht? Zurbuchen offen: «Es wäre fürs Vertrauen besser gewesen, wenn sie in St. Moritz aufs Podest gefahren wäre.»
Holdener-Trick: Sie reist erst kurzfristig an
Am Sonntagabend war Holdeners Enttäuschung bei den Schaltungen zu den Sports Awards (Platz 2 hinter Mujinga Kambundji) zunächst noch spürbar. Dann aber schien sie froh, sich mit etwas anderem befassen zu können.
Und am Montag? Da wird Holdener noch in St. Moritz auf dem Rennhang Riesen trainieren. Im Gegensatz zu den Österreicherinnen, die nach dem Parallel-Rennen gleich in den Helikopter hetzten, wird Wendy erst am Abend anreisen. «Das Hangbefahren in Courchevel wurde abgesagt. Es gab brutal viel Schnee. Da trainieren wir lieber hier», so Zurbuchen.
Ob Holdener mit diesem Kniff einen Vorteil haben wird? Zurbuchen: «Am Dienstag gibts die Antwort.»