Der Männer-Slalom in Are wurde gestern zur grossen Show der Stangen-Tänzer. Wer taktiert und irgendwo Vorsicht walten lässt, hat schon verloren. Beide Kurse sind so direkt und schnell gesteckt, dass die Zickzack-Akrobaten an keiner Stelle vom Gas gehen dürfen.
Marcel Hirscher ists egal. Seinem 25. Weltcupsieg vom Freitag im Riesen schiebt er gleichenorts den 26. nach. Dass der Ösi über den Sommer deutlich an Muskeln zulegte, hat ihm überhaupt nichts an seiner Beweglichkeit und Spritzigkeit genommen. Auch Felix Neureuther erweist sich trotz anhaltender Rückenbeschwerden überhaupt nicht lendensteif. Das Geschenk des zehnten Weltcupsiegs macht Hirscher dem Deutschen allerdings nicht.
Während ältere Slalom-Cracks wie Benjamin Raich oder Mario Matt, die sich zwischen Slalomstangen eher an den gepflegten Dreiviertel-Takt des Wiener Opernballs gewöhnt sind, beim wilden Rock’n’Roll nicht mehr mithalten können, fühlt sich Alexander Horoschilow wohl wie in einer Russen-Disco. Als erster Russe strahlt er von einem Slalom-Weltcuppodest.
Wie gut sie zu zackigen Rhythmen tanzen können, beweisen auch Daniel Yule und Ramon Zenhäusern. Mit den Plätzen 14 (Yule) und 19 (Zenhäusern) machen sie ihrem Trainer Steve Locher an dem Ort ein vorweihnachtliches Geschenk, wo Locher vor vier Jahren bei einem Autocrash nur mit allem Glück der Welt am Rollstuhl-Schicksal vorbeigeschrammt war.