Bis am 6. September lebt Steven Lee besonders intensiv. Der Polizisten-Sohn aus Sydney ist ein berüchtigter Schürzenjäger, der in seiner Zeit als Skirennfahrer im Weltcup-Zirkus mit besonders bierseligen Partys für Furore gesorgt hat.
«Steven war im Ski-Zirkus ein richtiger Paradiesvogel. Und dieser skifahrende Beachboy hat wie später auch unser Pauli Accola gezeigt, dass man auch ohne die ganz harten Trainingseinheiten Weltcuprennen gewinnen kann», erzählt die Bündner Abfahrts-Legende Dani Mahrer, der einen ganz besonderen Bezug zum erfolgreichsten Australier der Abfahrt-Geschichte hat.
Am 3. März 1985 haben sich Lee und Mahrer beim Super-G in Furano den Sieg geteilt. Wenn Mahrer jetzt das Podestbild von diesem geschichtsträchtigen Tag vor 35 Jahren anschaut, kommt beim Churer grosse Wehmut auf. «Sehr wahrscheinlich wird Steven nie mehr Skifahren können» befürchtet der Kitzbühel-Sieger von 1989.
Grund? Vor knapp zwei Monaten musste der 57-jährige Lee nach einem Hirnschlag in eine Spezialklinik eingeliefert werden. Sein langjähriger Schweizer-Coach Jan Tischhauser sagte damals zu BLICK: «Gemäss einem gemeinsamen Freund in Australien leidet Steven unter Lähmungserscheinungen. Zudem habe er Mühe beim sprechen.»
Nun hat Lees Tochter Layla auf Facebook ein erstes Bild aus dem Krankenhaus gepostet. Das Foto zeigt Steven im Rollstuhl. Sein zufrieden wirkender Gesichtsausdruck weckt bei seinen Freunden Hoffnung.
Aber ist diese Hoffnung berechtigt? Jan Tischhauser hat in der Zwischenzeit eine Nachricht von Steven Lees Schwester Kerry erhalten. «Sie sagt, dass ihr Bruder tatsächlich Fortschritte mache. Man könne wieder gut mit ihm kommunizieren, er mache Witze und sei auch wieder in der Lage, seine geliebten asiatischen Mahlzeiten mit Stäbchen einzunehmen. Gleichzeitig hält Lees Schwester aber auch in aller Deutlichkeit fest, dass Steven nie mehr so sein werde, wie vor dem Hirnschlag. Seine linke Körperhälfte ist nach wie vor gelähmt.»
Und deshalb wird der einst so ausgeprägte Bewegungsmensch Steven Lee wahrscheinlich den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen müssen.