«Auf dem Töff kann man die Kurven viereckig fahren»
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Lüthi trainiert Murisier:«Auf dem Töff kann man die Kurven viereckig fahren»

Heisse Session mit Töff-Legende Lüthi
Ski-Star Murisier gibt nun auf dem Asphalt Gas

Im letzten Winter war Justin Murisier neben Marco Odermatt der konstanteste Schweizer Riesenslalom-Fahrer. Jetzt dreht der Walliser auf der Töff-Rennstrecke voll auf.
Publiziert: 23.08.2022 um 08:06 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2022 um 10:33 Uhr
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Justin Murisier absolviert in Frankreich auf der Rennstrecke in Anneau du Rhin ein Töff-Training mit Tom Lüthi.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Marcel W. Perren (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Justin Murisier hat in seinem Leben schon viele waghalsige Manöver getätigt. Aber selten ist so viel Adrenalin durch den Körper des Ski-Stars geschossen, wie in diesem Moment. Der Speed-Junkie aus dem Val des Bagnes lenkt mit seiner KTM auf der Töff-Rennstrecke im französischen Anneau du Rhin mit rund 100 K/mh in eine Kurve ein. An seinem Hinterrad klebt nicht irgend ein Sonntagsfahrer, sondern Tom Lüthi (36).

Der erfolgreichste Schweizer Motorrad-Pilot der Neuzeit (125-ccm-Weltmeister 2005, 2-facher Moto 2-Vize-Weltmeister, 17 GP-Siege ) ist seit seinem Rücktritt neben seiner Tätigkeit als Manager von Nachwuchs-Talent Noah Dettwiler und Sportchef beim Prüstel-Rennstall auch als Instruktor für BMW tätig. In dieser Funktion heizt er nun mit Murisier über den 3,7 Kilometer langen Rundkurs im Elsass. Justin beendet diese Runde in einer Zeit von 1:36,894.

Lüthi macht Murisier noch schneller

«Mein ehemaliger Team-Kollege Robin Mulhauser hat angekündigt, dass Justin auch auf dem Töff eine sehr gute Figur macht. Aber er übertrifft meine Erwartungen noch, Justin bringt ein aussergewöhnlich gutes Gespür für diesen Sport mit, er hat es wirklich im Griff» lobt Tom.

Der Emmentaler mit Benzin im Blut hat nach ein paar Runden nur eine Kleinigkeit auszusetzen: «Du musst bei der Kurvenausfahrt den Töff ein bisschen früher aufrichten, dann kannst du schneller wieder Vollgas geben.»

Murisier, der im letzten Winter sämtliche Weltcup-Riesenslaloms in den Top-14 beendet hat, setzt Lüthis Ratschlag sofort um und fährt eine tiefe 36er-Zeit. Dabei donnert der 30-Jährige an diesem Juli-Sonntag erst zum dritten Mal in seinem Leben über eine Asphalt-Rennstrecke. «Ich bin vor einigen Jahren in Misano gefahren. Ich hatte zwar schon damals enorm viel Spass, aber weil wir in der Schweiz leider keine asphaltierten Rennstrecken haben, habe ich danach auf das Enduro-Motrorrad umgesattelt, weil ich damit auch vor meiner Haustüre Vollgas geben kann.»

Die Angst der Ski-Trainer

Mit der Enduro hat der Viertplatzierte vom letzten Adelboden-Riesenslalom aber auch fern von seiner Heimat eindrückliche Leistungen abgeliefert. Im letzten Sommer belegte Murisier in Rumänien bei einem der brutalsten Offroad-Rennen der Welt den achten Schlussrang. Dennoch haben die Ski-Trainer Justins ausgeprägte Speed-Affinität auf zwei Rädern zeitweise sehr kritisch betrachtet. «Einige Coaches waren lange Zeit dagegen, weil sie glaubten, dass ich mich auf dem Motorrad einer zu grossen Verletzungsgefahr aussetzen würde. Aber mittlerweile haben meine Betreuer erkannt, dass der Töff auch ein ideales Trainings-Gerät ist. Auf einer selektiven Strecke erfordert der Ritt auf der Enduro enorm viel Koordination, Kraft und Ausdauer.»

Abflug nach Südamerika

Das Ski-Training musste Murisier in diesem Sommer zwischenzeitlich aussetzen, weil die Bergbahnen in Zermatt den Betrieb aufgrund der hohen Temperaturen und einer entsprechend dünnen Schneedecke eingestellt hat. Am 29. August fliegen Murisier, Odermatt und Co. ins Schnee-Trainingslager nach Chile. Einen besonderen Stellenwert geniesst der Skisport übrigens auch bei Tom Lüthi. «Ich bin als Bub Skirennen gefahren und habe mir diesen Sport auch als Motorrad-Rennfahrer nie verbieten lassen. Einmal hat man mir einen Vertrag mit einem ausdrücklichen Ski-Verbot vorgelegt. Ich habe aber erst unterschrieben, nachdem dieser Passus entfernt wurde…»

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