Die Schneeflockenkette um Lara Gut-Behramis (33) Hals strahlt mit der Skikönigin um die Wette. In kühlem Silber wirkt sie unnahbar – ein bisschen wie die Besitzerin selbst. Die Kette ist ein Geschenk ihres Mannes, des ehemaligen Nati-Fussballers Valon Behrami (39). Die beiden zeigen sich selten zusammen in der Öffentlichkeit. Auch bei ihren Skirennen ist Valon meistens nicht dabei. «Mir ist es lieber so», erklärt er im «Blick», «das ist ihr Moment im Scheinwerferlicht, der soll ihr und ihrer Familie gehören, die seit Jahrzehnten immer dabei ist. Ich bin keiner, der sich vordrängt, wenn es irgendwo gut läuft. Von denen gibt es schon genug.» Auf die Aussage ihres Ehemanns angesprochen, sagt Gut-Behrami bestimmt: «Valon und ich geniessen die Ruhe zusammen. Wir haben uns so arrangiert, und es ist gut so, wie es ist.»
Lara Gut-Behrami meidet das Rampenlicht so gut es geht. Und zwar ganz bewusst: «Ich schätze die Ruhe, die ich durch diesen Entscheid gewonnen habe.» Der Sport, der gleichzeitig ihr Beruf ist, brauche viel Zeit und Energie. Sie sei ständig unterwegs. Die wenige Zeit, die ihr bleibt, möchte sie dort verbringen, wo sie sich wohlfühlt, sich erden kann. «Ich bin da sehr konsequent. So habe ich für mich eine gute Balance zwischen Privatleben und Skifahren gefunden.»
Auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Tiktok sucht man das Sportler-Traumpaar vergeblich. Auch da zieht die Skirennfahrerin eine klare Grenze. Und verzichtet damit auf eine lukrative Einnahmequelle. Skistars auf der Flughöhe einer Lara Gut-Behrami können mit Kooperationen und Werbeaufträgen auf Instagram gutes Geld verdienen. Sie wird nachdenklich, legt den Kopf auf die Seite. Und sagt: «Es ist bedenklich, dass die junge Generation mehr damit verdient, Influencer zu sein, als mit ihrem Sport.» Vielen Athletinnen und Athleten sei gar nicht bewusst, wie viel Einfluss die sozialen Medien auf ihr Leben und die sportlichen Leistungen habe.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Blick+ Nutzer haben exklusiv Zugriff im Rahmen ihres Abonnements. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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Lara Gut-Behrami ist so gut wie noch nie
Das Ski-Ass zeigt sich umso ehrgeiziger und motivierter im Sport. Bei Weltmeisterschaften hat Lara Gut-Behrami bisher acht Medaillen geholt – darunter zweimal Gold. Bei den Winterspielen 2022 in Peking krönte sie sich zur Olympiasiegerin im Super-G. In der letzten Saison hat die Tessinerin einen Meilenstein erreicht: Beim Super-G in Zauchensee fuhr sie zu ihrem 40. Weltcupsieg – und bis Ende Saison noch zu fünf weiteren. Damit zählt sie bereits zu ihren aktiven Zeiten zu den grössten Skisportlerinnen der Schweiz, wird nur noch übertroffen von Vreni Schneider.
In der Saison 2023/24 kann Lara Gut-Behrami keine Konkurrentin das Wasser reichen. 16 Mal fährt sie aufs Podest, achtmal siegt sie. Neben dem Gesamtweltcup gewinnt sie auch die Disziplinenwertungen im Super-G und – zum ersten Mal – im Riesenslalom. Zwei grosse und sechs kleine Kristallkugeln hat sie nun in ihrer Sammlung. Sie sei aber nie nur für die Siege Ski gefahren , sondern weil sie es einfach liebe. Und das tut sie noch immer.
Und es soll so weitergehen. Lara Gut-Behrami hatte einen guten Sommer, ist wieder zu Kräften gekommen und macht Fortschritte beim Training. Mit ihrem neuen Konditionscoach Flavio Di Giorgio schleift sie vor ihrem 17. Weltcupwinter weiter an ihrem Können. «Ich möchte immer noch besser und präziser werden. Es gibt immer Dinge zu verbessern.»
Einen kleinen Rückschlag erlebt sie im September. Beim Training in Chile kriegt Lara Gut-Behrami einen Schlag auf das Knie. Obwohl die Athletin schnell Entwarnung gibt, folgen intensive Wochen. Beim Saisonauftakt im österreichischen Sölden entscheidet sie kurzfristig, nicht zu starten. Als Vorsichtsmassnahme. Der Startverzicht sei ihr schwergefallen, sagt sie. Aber sie wisse, dass die Saison lang sei – und mit diesem Entscheid gebe sie sich selbst die Möglichkeit, die ganze Saison hindurch fit zu sein. «Ich habe gleich gemerkt: So einfach ist es nicht, sofort zu sagen, dass ich nicht fahre, weil ich noch nicht bei 100 Prozent bin.» Gleichzeitig sagt sie: «Die letzte Saison hat mich viel Energie gekostet. Ich muss in den nächsten Monaten clever sein. Ich will nicht, dass eine Verletzung das Ende meiner Karriere bestimmt. Ich will selbst bestimmen, wann es fertig ist.»
Denn eigentlich will Lara Gut-Behrami ihre grosse Karriere auf dem Höhepunkt beenden, mit den Olympischen Winterspielen 2026 in Italien. «Ich habe Olympia noch nie so nahe erlebt. Meine ganze Familie könnte dabei sein.» Die Skiwettbewerbe finden in Cortina d’Ampezzo statt – quasi vor ihrer Haustür in Udine.
Und die Tofana-Piste liegt der Tessinerin: Sie gewann in Cortina schon sechs Mal und stand zehnmal auf dem Podest. Normalerweise ist nur ihr Vater Pauli Gut, der gleichzeitig ihr Trainer ist, bei den Rennen dabei. Es wäre eine letzte Reise mit all ihren Liebsten. Ein Lächeln breitet sich auf Lara Gut-Behramis Gesicht aus. Ihre Augen beginnen zu funkeln. Dann sagt sie: «Die Familie ist schlussendlich das Wichtigste. Das zusammen erleben zu dürfen, würde mir Motivation geben, noch ein letztes Mal anzutreten. Und es wäre der schönste Abschluss, den ich mir vorstellen kann.»