Gut-Behrami fehlt die letzte Aggressivität
Lara Gut-Behrami ist nur noch ein Kätzchen

Lara Gut-Behrami will in Bansko auf der Piste «Marc Girardelli» zurück auf das Podest. Die Ski-Legende aus Luxemburg sagt, woran es bei ihr noch hapert.
Publiziert: 23.01.2020 um 06:37 Uhr
|
Aktualisiert: 23.01.2020 um 11:37 Uhr
1/7
Lara Gut-Behrami will in Bansko zurück auf das Podest.
Foto: Getty Images
Mathias Germann

Lara Gut-Behrami (28) versucht alles, doch es klappt nicht. Seit mittlerweile 43 Rennen wartet sie auf einen Sieg. Für eine Skifahrerin ihres Kalibers ist das eine Ewigkeit. Die Tessinerin ist mit 24 Weltcupsiegen noch immer die bei weitem erfolgreichste aktive Schweizer Athletin. Zum Vergleich: Wendy Holdener (26) hat zwar zwei WM-Titel und einen kompletten Olympia-Medaillensatz zuhause, aber nur drei Weltcupsiege auf dem Konto. Ski-Legende Marc Girardelli ist klar, woran es bei Gut-Behrami hapert. «Früher war sie aggressiv wie ein Panther. Heuer schaut das hingegen sehr zahm aus, wenn sie fährt», sagt der gebürtige Österreicher, der für Luxemburg zwischen 1985 und 1993 fünf grosse Kristallkugeln gewann.

Gut-Behrami bestätigt die These Girardellis indirekt. Natürlich nicht in diesen Worten. Doch sie spricht seit Saisonbeginn davon, dass sie auf der Suche nach dem ultimativen Selbstvertrauen ist. Erst dadurch könne sie aggressiv und gleichzeitig spielerisch skifahren. In Bansko (Bul) hat die Gesamtweltcupsiegerin von 2016 die Chance, endlich wieder ihre Krallen auszufahren. «Ich hoffe, sie findet noch zu ihrer alten Stärke», sagt Girardelli. Zweifel schwingen in diesen Aussagen offensichtlich mit.

Wie schwer drücken die Verletzungen aufs Gemüt?

Doch es gibt Hoffnung. Die Strecke im Rand des Pirin-Nationalparks, nach Mehrheitsaktionär Girardelli benannt, genau nach Gut-Behramis Geschmack. Heisst: anspruchsvoll, steil und hat nicht zu viele Gleitpassagen. Hier wurde sie schon Fünfte und Vierte. Das Problem: Damals war sie gerade einmal 18 Jahre alt, unbekümmert und weder geprägt von öffentlicher Kritik an ihrem Privatleben noch von schweren körperlichen Rückschlägen. Genau bei Letzterem liegt für Girardelli der springende Punkt. «Es schaut aus, als ob sie diese Verletzungen noch nicht ganz überwunden hat.»

Für Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann ist klar: «Lara Gut-Behrami hat das Potenzial für Siege. Sie braucht aber noch Zeit.» Die Frage ist, wie viel Zeit sie noch bekommt. Schliesslich hat sie mit ihrem Privatteam, das vom Verband mitfinanziert wird, ein Sondersetting. Und Gut-Behrami hat zuletzt nicht bestätigt, dass sie auf jenem aufsteigenden Ast ist, auf dem sie sich seit dem Sommer sieht. Ihre Bilanz dieses Winters ist enttäuschend: 11 Rennen, drei Top-10-Plätze, als beste Rangierung Platz 5 (Super-G in St. Moritz).

Nun folgen mit Bansko, Rosa Khutor (Russ) und Garmisch-Partenkirchen (De) drei Speed-Wochenende. Für Gut-Behrami sind das die Rennen der Wahrheit. Geht man nach Girardellis Metapher, stellt sich die Frage: Bleibt Lara ein Kätzchen oder wird sie zum Panther?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?