Die Kritik an den Parallel-Rennen reisst nicht ab. Jetzt fährt auch der 16-fache Weltcup-Sieger Felix Neureuther (35) schweres Verbal-Geschütz auf. In einem Interview mit der «Krone» poltert er: «Dass das Teil des Weltcups ist, das ist der grösste Schwachsinn aller Zeiten. Das hat nichts mit diesem Skisport zu tun, den wir lieben. Nur pushen, pushen, pushen und ein, zwei Übergänge. Wir sind doch keine Snowboarder.»
Man müsse «die Kunst, sich auf diesen schmalen Dingern zu bewegen», wieder in den Fokus rücken. Der Ski-Verband FIS müsse handeln. Sein Gegenvorschlag: «Zehn Abfahrten, zehn Riesentorläufe, zehn Slaloms. Wirst sehen, dann entwickelt sich wieder eine ganz neue Form von Skifahrern!»
An den «geilen Traditionsorten» sollen die Rennen ausgeführt werden: «Kitz, Schladming, Garmisch, Bormio, St. Moritz, Wengen, Beaver Creek. Freitag Nachtslalom, Samstag Abfahrt, Sonntag Riesentorlauf.» Doch was ist, wenn dann mal ein Wochenende kein Skispektakel stattfindet? «Umso besser. Dann steigt die Vorfreude der Menschen! Vielleicht sehe ich das zu radikal, okay. Aber so, wie es jetzt ist, hat das Ganze keine Wertigkeit mehr.»
Auch Plaschy und Pinturault giften
Neureuther ist bei Weitem nicht der Einzige, der den Parallel-Rennen aber auch gar nichts abgewinnen kann. SRF-Experte Didier Plaschy nervt sich vor allem an ihrer Gewichtung, wie er am Sonntag im Rahmen des Parallel-Riesens in Chamonix (Fr) erklärt: «Diese Disziplin gibt es nur zwei Mal im Winter. Es gibt sogar eine Kugel zu gewinnen. Wie viel muss ein Athlet da investieren? Es gibt zu viele Parabeln, die unklar sind.»
Ja, selbst der Sieger ebendieser Kristallkugel, Loic Meillard (23), findet kritische Worte: «Ich hätte lieber eine im Slalom oder Riesenslalom. Die Kugel soll ja den besten der ganzen Saison auszeichnen. Doch mit nur zwei Rennen macht das nicht viel Sinn.» Und Justin Murisier fragt auf Facebook: «Ist das die Zukunft unseres Sports?» Die Antwort erhält er von seinen Schweizer Teamkollegen Meillard und Yule, die unter den zahlreichen negativen Kommentaren einen Daumen nach unten posten.
Am Sonntagabend hatte bereits Alexis Pinturault (28) seinem Frust über die hochumstrittene Disziplin freien Lauf gelassen. Nachdem er im Achtelfinal gescheitert ist, schreibt er auf Twitter: « «Heute habe ich das Gefühl, ich werde betrogen. Wir Athleten werden eher als Figuren einer Show denn als Sportler angesehen. Seit wann ist das Glück im Sport wichtiger als die Leistung?» Es dürften nicht die letzten scharfen Worte in Richtung FIS gewesen sein.
Auch bei den Fernsehzuschauern kommt der Parallel-Event nicht an. Trotz Schweizer Doppelsieg haben am Sonntag nur 270'000 Zuschauer das Rennen auf SRF2 mitverfolgt, was einem Marktanteil von lediglich 48 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Tags zuvor, als Daniel Yule als Halbzeit-Leader in den 2. Lauf des Slaloms gestiegen ist, haben 381'000 (Marktanteil 70,1 Prozent) in ihren Wohnzimmern mitgefiebert.
In dieser Saison stehen noch zwei Parallel-Events auf dem Programm. Am 12. März ein Slalom der Frauen in Are und am 21. März ein Team-Wettbewerb, bei dem es satte 400 Weltcup-Punkte zu holen gibt. (sag/leo)