Goldene Feile für die Super-G-Latten
Dieser Mann macht Küng schnell

Am Donnerstag um 19 Uhr gilts ernst! Patrick Küng geht beim Super-G an der WM an den Start. Sein Servicemann hat volle Arbeit geleistet.
Publiziert: 05.02.2015 um 09:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:16 Uhr
Von Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Beaver Creek

Franz Nadig (42) steht in seinem Wachsraum in den Niederungen der Elkhorn-Lodge. Bevor er aus seinem Super-G-Arsenal die Waffe für den ersten Männer-Knaller bei dieser WM herauszieht, blättert der Neffe der legendären Maite Nadig in seiner «Wachs-Bibel». «In diesem Buch habe ich die exakten Bedingungen von allen Rennen und Trainings in den letzten Jahren festgehalten. Damit kann ich relativ schnell ablesen, mit welchem Ski Pädi in der Vergangenheit bei Schneeverhältnissen, die mit den momentanen Bedingungen vergleichbar sind, schnell war.»

Die «Birds of Prey» ist momentan in einem ähnlichen Zustand wie im Dezember 2013, als Küng im Super-G seinen ersten Weltcup-Triumph einfahren konnte. «Deshalb würde ich jetzt gerne auf den Sieger-Ski von damals zurückgreifen, doch leider ist dieses Gerät im letzten Winter auf dem Transport von den USA nach Europa kaputt gegangen», brummelt der kantige Franz.

Was nun? Nadig hat für Küng 16 Paar Super-G-Ski auf Lager. Der Mann aus den Flumserbergen packt jetzt ein Modell, mit dem sein Athlet noch kein Rennen bestritten hat. «Aber als wir im letzten November vor den Weltcuprennen in Nordamerika hier trainiert haben, ist Pädi mit diesen Latten auf diesem besonders aggressiven Schnee sehr gut zurecht gekommen. (...)»

Darum werde ich ihm diese Ski jetzt für den WM-Super-G präparieren.»

Während er die Ski mit einer ersten Schicht Wachs beglückt, wird klar, dass Nadig nicht nur Küngs Servicemann, sondern auch sein wichtigster Motivator ist. «Der Pädi braucht von mir manchmal einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten. In der Saisonvorbereitung ist es schon vorgekommen, dass er total unmotiviert auf dem Gletscher herumgekurvt ist, nachdem ich mir im Wachsraum besonders Mühe gegeben hatte. In solchen Situationen kann ich sehr laut und deutlich werden. Wenn ich in meinem Revier Vollgas gebe, erwarte ich, dass er dasselbe auf seinem Gebiet tut.»

Es hat aber Zeiten gegeben, in dem es selbst ihm schwer gefallen ist, bei seiner Arbeit Vollgas zu geben. Bevor er 2009 seine Tätigkeit an der Seite von Küng begonnen hat, war der gelernte Maurer in Österreich auch für das Material von Hans Grugger zuständig, der schon fünf Jahre vor seinem schweren Unfall 2011 in Kitzbühel einen bösen Abflug in Bormio hatte.

«Hans hat damals eine Hüftluxation erlitten, und dieser Vorfall hat mich fast gekillt», gesteht Nadig. «Ich hatte in den ersten Monaten nach diesem Ereignis bei der Arbeit echte Gewissensbisse. Mir wurde auf einmal bewusst, dass ich die Gesundheit meiner Athleten ja noch mehr gefährde, wenn ich mit der Präparation der Ski näher ans Limit heran gehe.»

Doch diese Hemmungen hat er längst abgelegt, Nadig, der von vielen Experten als weltbester Servicemann bezeichnet wird, geht beim Wachsen und Feilen voll ans Limit. Deshalb wird Patrick Küng morgen echte Raketen an den Füssen haben.

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