Bis vor ein paar Wochen hat selbst im Swiss Ski-Team kaum noch jemand daran geglaubt, dass Carlo Janka als Skirennfahrer jemals noch einmal ein Akzent setzen kann.
Aufgrund von heftigen Rückenproblemen hat der Bündner zwischen August und Oktober die meisten Trainings auf dem Gletscher verpasst. Aber dank seinem privaten Glück hat der «Iceman» selbst in dieser sportlich frustrierenden Situation die Nerven nicht verloren.
«Relaxed dank Tochter»
«Seit im September meine Tochter auf die Welt gekommen ist, sehe ich vieles relaxter». Und plötzlich scheint der 33-Jährige, der 2010 als letzter Schweizer den Gesamtweltcup gewinnen konnte, auch auf der Piste wieder in die Gänge zu kommen – im ersten Training zur Abfahrt von Lake Louise stellt Janka vor Österreichs Olympiasieger Matthias Mayer und Lauberhornsieger Vincent Kriechmayr die Bestzeit auf!
Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Janka in seinen vergangenen Weltcup-Trainings nie besser als Zweiter war. «Dabei hatte ich selber gar nicht das Gefühl, dass ich besonders schnell unterwegs bin. Bevor ich im Ziel auf die Zeitentafel geschaut habe, habe ich mit einem Platz in der Region 10 bis 12 gerechnet», hält Janka fest.
Beschwerden viel erträglicher
Aber was ist mit den heftigen Rückenschmerzen, die dem Obersaxer im Herbst das Skifahren verunmöglicht haben? «Ich bin zwar immer noch nicht frei von Beschwerden, aber mein Gesundheitszustand ist seit ein paar Wochen sehr viel erträglicher.»
Deutlich besser fühlt sich nach diesem Training auch Marc Gisin. Der Engelberger hat elf Monate nach seinem folgenschweren Abflug bei der Abfahrt in Val Gardena seine erste Fahrt auf einer Weltcup-Piste bestritten. Das er dabei fast vier Sekunden auf die Bestzeit des Teamkollegen einbüsst, ist in diesem Fall sekundär. «Ich war vor dem Start brutal nervös», gesteht Gisin.
«Zum Glück hat sich die Nervosität nach dem öffnen vom Start-Tor gelöst und in einzelnen Kurven habe ich mich auch ziemlich nahe ans Limit heran getraut. In den Passagen, die mit vielen Schlägen bestückt sind, bin ich zwar zu kontrolliert gefahren. Aber insgesamt kann ich mit dieser Leistung gut leben.» Gisin wird nach dem Abschlusstraining entscheiden, ob ein Rennstart am Samstag für ihn auch wirklich Sinn macht. «Ich muss nach dem Abschlusstraining das Gefühl haben, dass ich hier in die Top-30 fahren kann.»
Und Beat Feuz? Der Titelverteidiger im Abfahrts-Weltcup verliert 2,42 Sekunden. Grosse Rückstände im Training haben beim Kugelblitz aber schon fast Tradition. Wetten, dass er am Samstag richtig zuschlagen wird?