Der Tag beginnt für Heavy-Metal-Liebhaber Marc Gisin mit einem Schock. Nach dem Einfahren geht auf seinem Handy die Nachricht ein, dass Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister kurz nach seinem 70. Geburtstag verstorben ist. «Ich bin seit Jahren ein mega Fan von Lemmy und Motörhead und durfte drei Konzerte live erleben. Nach der Nachricht von Lemmys Ableben habe ich ein schwarzes Band für einen Trauerflor gesucht», erzählt der jüngere Bruder von Olympiasiegerin Dominique.
Seine Suche bleibt erfolglos. Deshalb hört er via iPad spezielle «Trauermärsche». «Ich habe bis zum Start Motörhead-Sound reingezogen. Danach war klar, dass ich zu Lemmys Ehren kämpfen würde.»
Komplett platt im Ziel
Und der Engelberger liefert, angetrieben von seinem toten Helden, einen heroischen Kampf. Obwohl mit der Startnummer 26 die Schläge heftiger sind und das Licht schlechter ist als bei den Athleten aus der ersten Startgruppe, egalisiert er als Elfter sein bestes Weltcupergebnis (im Vorjahr und 2012 war er in Wengen ebenfalls Elfter).
Nach dem Überfahren des Zielstrichs ist Gisins Tank derart leer, dass er stürzt.
«Nach dem zweiten Training hat mich mein Cheftrainer zusammengestaucht, weil ich nicht richtig Gas gegeben habe. Aber jetzt ist meine Taktik aufgefangen. Nur weil ich im Abschlusstraining nicht ans Limit gegangen bin, hatte ich genug Kraft fürs Rennen. Es war das härteste Rennen, das ich je gefahren bin.»
Und das sagt einer, der im letzten Winter in Kitzbühel nach einem heftigen Abflug am Hausberg ein Schädelhirntrauma erlitten hat. Lemmy Kilmister dürfte im Himmel einen Whiskey-Cola auf den 1,98 m langen, 103 kg Heavy Downhiller made in Switzerland trinken.