Andri Ragettli (19) beendete die letzte Saison mit einem Feuerwerk. Vier Rückwärtssalti und fünf Drehungen um die eigene Achse legte der Bündner mal eben in den Schnee. Das hatte in einem einzigen Sprung vor ihm noch niemand hinbekommen – neuer Weltrekord!
Doch der «Quad Cork 1800» soll noch nicht der Karrierehöhepunkt für die Schweizer Freeski-Hoffnung gewesen sein.
Ragettli hat Olympia fest im Visier. «Da will ich aufs Podest fahren», sagt der Slopestyle-Gesamtweltcupsieger von 2016. «Und wenn es optimal läuft, kann ich auch gewinnen, das ist überhaupt nicht unmöglich. Olympia ist ein Contest wie jeder andere auch. Es sind zwei Runs, die müssen perfekt sein. Wenn ich meine Läufe fehlerlos runterbringe, ist alles drin. Das weiss ich.»
Respekt ist wichtig
Noch ist Olympia weit weg. Die Saison hat im neuseeländischen Cardrona vor zehn Tagen begonnen. Und der Start in Down Under ist schon mal geglückt: Ragettli landet hinter dem Briten James Woods und vor Landsmann Fabian Bösch auf dem zweiten Platz. Und muss jetzt warten, bis die Saison im November weitergeht. «Jetzt kommt eigentlich erst der Feinschliff.»
Feilen kann Ragettli auch im Sommer. Für BLICK springt er in seiner Heimat vom Felsen: Einen «Double Misty 900» legt er am malerischen Caumasee bei Flims ins Wasser, dann einen «Cork 720». «Man kann so schon ein paar Sachen üben», sagt er. «Die neuen Tricks trainiere ich aber auf dem Trampolin oder auf der Wasserschanze, weil ich für die mehr Zeit in der Luft brauche.»
Woran er gerade arbeitet, das will Ragettli nicht sagen. Ob er Angst hat vor einem neuen Trick? «Manchmal ein bisschen», sagt er. «Aber die ist schnell weg. Wichtig ist einfach, dass man den Respekt vor dem Sprung behält.» Doch nicht alle sehen das gleich entspannt. «Meine Mutter schaut nicht zu bei meinen Wettkämpfen, weil sie immer noch ein bisschen Angst hat. Aber eigentlich weiss sie, dass ich nicht kopflos bin und nicht unüberlegt an die Sache herangehe.»
Ragettli will noch mehr
So oder so wird sich Mama Ragettli an weitere grosse Sprünge ihres Sohnes gewöhnen müssen.
«Der Vierfachsalto war bisher sicher das Verrückteste, das ich gemacht habe. Aber ich kann noch einen obendrauf setzen. Es braucht nur grössere Schanzen – möglich ist es sicher.»