Die Leichtigkeit des Seins. Es ist jenes Gefühl, welches Lara Gut-Behrami (28) derzeit sucht. Sie selbst nennt es «Flow», also den Zustand, in dem alles fliesst. «Ich möchte, dass auf den Ski alles wieder selbstverständlich wird. Im Moment ist das noch nicht der Fall. Es liegt einzig und alleine an mir, es zu ändern. Ich muss weniger denken, dafür einfach fahren.» Klingt wie ein Fussball-Stürmer, der eine Torflaute durchlebt: Nicht überlegen, sondern schiessen – dann geht der Ball auch rein.
Zurück zur Intuition also. Tönt einfach, ist es aber nicht. Gut-Behrami: «Wenn du nicht im Flow bist, hirnst du an allem rum. Du schaust, wie der Ski in der Kurve reagiert. Du überlegst, wie die Schneebeschaffenheit ist. Wenn es neblig ist, fährst du nicht gleich befreit wie bei Sonnenschein. Kleinigkeiten, die dich in der Summe langsam machen.»
Zuhause Batterien aufladen
In St. Moritz GR hat Gut-Behrami die Chance auf den Turnaround. Trotz den enttäuschenden Resultaten in Lake Louise (Ka) mit den Rängen 15, 27 und 12 wähnt sie sich auf dem richtigen Weg. «Es war nicht alles schlecht, einiges hat auch gepasst.» Sie reiste nicht direkt ins Engadin, sondern fuhr trotz Jetlag zuerst nach Hause. Das ist seit einigen Wochen wieder Udine (It) in Norditalien.
Dort tankte die Tessinerin an der Seite von Ehemann Valon Behrami (34) ihre Batterien auf. «Wenn es irgendwie möglich ist, mache ich das zwischen den Rennen immer», sagt sie. Die längeren An- und Abfahrtswege nimmt sie in Kauf. «Was soll ich sonst machen?», fragt sie rhetorisch. Sicher ist: Der Ex-Nati-Captain wird in St. Moritz nicht im Ziel stehen.
Bleibt die Frage: Hat Gut-Behrami nach den öffentlichen Äusserungen in Kanada, wo sie den Verband kritisierte, einen Rüffel bekommen? Sie verneint. Es habe auch keine Sitzung gegeben. Gut-Behrami gibt sich versöhnlich, will nicht auf das Thema eingehen. Sie sagt nur: «Wir alle müssen Weltklasse sein – Athletinnen, Betreuer und Funktionäre.»