Nur gerade 34 Kilometer Luftlinie trennen Davos Monstein und St. Moritz. Für Jasmine Flury (25) gleicht die Reise von zu Hause in den mondänen Engadiner Weltcup-Ort aber einer emotionalen Achterbahnfahrt. Warum?
Rückblick: Am 9. Dezember 2017 gewinnt Flury auf der Corviglia ihr erstes und bislang einziges Weltcup-Rennen. «Ein Traum wird wahr», sagt die Bergbauerntochter. Bloss: Der Erfolg ist keine Startrampe für weitere Heldentaten. Im Gegenteil. Flury erinnert sich: «Ich kann es nicht genau erklären, warum. Aber der Sieg nahm mir das Selbstvertrauen. Ich habe mich verloren.»
Der rasant gestiegene Erwartungsdruck setzte ihr zu. Vor allem aber machte sie sich das Leben selbst schwer. «Ich bin schnell unzufrieden mit mir. Das ist nicht Neues. Doch nach dem Sieg habe ich Dinge hinterfragt, die ich sonst nicht hinterfrage.» Konkret: Kopfmensch Flury verzettelte sich, als es nicht mehr nach Wunsch lief. Die Folge: ausbleibende Resultate. Mit Hilfe ihres Mentaltrainers überwand sie die Phase. «Ich bin stolz, dass ich mich da rausgezogen habe.»
Heute ist Flury überzeugt, besser mit Niederlagen umgehen zu können. Das ist nach dem enttäuschenden Saisonstart in Lake Louise (Ränge 20, 20 und 26) auch nötig. «Ich sehe nun die ganze Entwicklung, den Weg, den Prozess – und nicht mehr nur den Moment.» Sie habe ihren Blickwinkel geöffnet. «Ich schaue vermehrt über den Tellerrand hinaus», so Flury. «Und ich trage jetzt ein grösseres Rucksäckli als vor einem Jahr. Das hilft.»