Das Podest
1. Camille Rast (Sz) 1:55,03
2. Wendy Holdener (Sz) +0,16
3. Sara Hector (Sd) +0,38
Das Rennen
Eisige Temperaturen, aber die Stimmung kocht nach dem 1. Lauf in Flachau. Der Grund: Katharina Liensberger. Die Österreicherin fährt vor Heimpublikum die Konkurrenz in Grund und Boden. Ihre erste Verfolgerin Wendy Holdener hat bereits 75 Hundertstel Rückstand. Mit Mélanie Meillard als Fünfte ist auch eine zweite Schweizerin zur Halbzeit in Schlagdistanz zum Podest. Zudem lauert Camille Rast auf Rang 8.
Und das Trio wird für das Publikum zum Stimmungskiller. Denn es vernascht im 2. Lauf die Konkurrenz. Allen voran Rast. Sie zaubert eine Fahrt in den Schnee, an der sich die nachfolgenden Fahrerinnen die Zähne ausbeissen. Keine kann sie von der Spitze verdrängen. Rast feiert ihren zweiten Slalom-Sieg. Und das, wie schon bei ihrer Premiere vor Holdener. Und nicht nur in Flachau führen die beiden das Klassement an. Auch in der Slalom-Wertung grüssen sie von der Spitze. Rast ist zudem wieder Führende im Gesamtweltcup. Das starke Schweizer Team-Resultat rundet Meillard als Fünfte ab.
Die weiteren Schweizerinnen
23. Michelle Gisin +2,52
24. Aline Höpli +2,83
Den 2. Lauf verpassen: 31. Eliane Christen (+3,41), 35. Aline Danioth (+3,74), 38. Elena Stoffel (+3,83)
DNS: Janine Mächler
Ein letztes Mal tanzt Michelle Gisin durch den Stangenwald (siehe «Das gab zu reden»). Zur Halbzeit liegt sie auf Platz 14, diesen kann sie nicht verteidigen. Sie fällt noch zurück und sagt mit einem 23. Rang Adieu.
Starker 1. Lauf von Aline Höpli. Mit Startnummer 49 fährt sie auf den 27. Platz und qualifiziert sich so für die Entscheidung. In dieser fährt sie nicht mehr ganz so befreit, muss auch einen grösseren Fehler wegstecken. Dennoch kommt sie ins Ziel und holt zum zweiten Mal nach Killington (15.) Weltcuppunkte.
Eliane Christen im Hundertstelpech. Als 31. verpasst sie die Qualifikation für den 2. Lauf nur um zwei Hundertstel. Bitter. Ebenfalls kein zweites Mal antreten dürfen Aline Danioth und Elena Stoffel, die mit ihren zu verhaltenen Fahrten zu viel Zeit einbüssen.
Ebenfalls Pech hat Janine Mächler. Allerdings schon beim Einfahren. Sie zieht sich einen Hexenschuss zu und muss kurzfristig auf einen Start verzichten.
Das gab zu reden
Am 29. Dezember 2012 hat Michelle Gisin in Semmering (Ö) ihren ersten Weltcup-Slalom bestritten. Mit Startnummer 44 qualifizierte sie sich als 17. für den 2. Lauf, dort schied sie aus. 4399 Tage oder rund zwölf Jahre später schliesst sich in Österreich der Kreis. In Flachau bestreitet Gisin ihren letzten Weltcup-Slalom. An dem Ort, wo sie 2013 in ihrem dritten Slalom als Neunte erstmals Weltcuppunkte gewann. «Es ist Zeit, die Energie auf die übrigen drei Disziplinen zu bündeln», begründet die 31-Jährige ihren Entscheid.
Und sagt gegenüber SRF: «Ich bin unglaublich dankbar für alles, was ich erleben durfte.» In Zahlen heisst das 103 Slaloms, ein Sieg und acht weitere Podestplätze. Bei den Juniorinnen gewann sie einst WM-Silber, auch dank ihren Slalomkünsten gab es später zweimal Olympiagold sowie je einmal WM-Silber und -Bronze in der Kombination. Mit ihrem Entscheid ist sie im Reinen: «Für mich ist es schön, dass ich selber entscheiden kann, wo ich meinen letzten Slalom mache.»
Das gab zu reden II
Die letzten beiden Slaloms hat Zrinka Ljutic gewonnen. Vor allem in Semmering (Ö) hat sie mit 1,75 Sekunden und mehr Vorsprung die Konkurrenz deklassiert. Nun reisst die Serie der Kroatin. Im 1. Lauf wird sie schon früh von einem grossen Fehler ausgebremst. Das kann sie untenraus nicht mehr wettmachen. Ihr Rückstand ist zu gross, sie verpasst als 35. den 2. Lauf um 31 Hundertstel.
Die Stimmen gegenüber SRF
Camille Rast: «Es ist unglaublich. Meine Familie ist da, hat mich unterstützt. Am Start habe ich mir gesagt, die Stimmung, die Musik ist alles für mich, jetzt musst du Vollgas geben und Spass haben. Ich wollte einfach riskieren – das hat mir mein Bauchgefühl gesagt. Das war vielleicht mein bester Slalom-Lauf in dieser Saison.»
Wendy Holdener: «Ein bisschen nervts mich schon gerade. Aber ich habe angegriffen, es war ein Kampf. Ich kann mir nichts vorwerfen. Es war ein schönes Rennen. Am meisten nervt, dass es so knapp ist für den Sieg. Die 16 Hundertstel findest du überall. Einmal mehr ein Schweizer Doppelsieg – das nehme ich gerne mit. Doppelsieg für die Schweiz ist immer gross. Wir werden sicher noch anstossen.»
Aline Höpli: «Der 2. Lauf war okay, ich habe versucht, Vollgas zu geben. Manchmal gehts auf, manchmal nicht. Die Punkte einzufahren war wichtig. Es ist mega cool, hats wieder geklappt.»
Michelle Gisin: «Ich bin sehr glücklich, irgendwie erleichtert und dankbar. Das beschreibt das Gefühlsspektrum und bestätigt, dass es die richtige Entscheidung ist. Es war wunderschön, ich habe die Leute noch nie so gut gehört. Ich habe voll probiert, aber das Gaspedal nicht gefunden. Das Resultat ist leider zweitrangig, ich wollte noch einmal Gas geben, aber es geht nicht mehr. Um das Vertrauen wiederzufinden, bräuchte es sehr viel Training im Slalom und das geht nicht mehr auf.»
Die Bedingungen
Die Piste ist hart, aber nicht eisig. Das sind dafür die Temperaturen, bei Rennstart liegen sie bei knackigen minus 5 Grad. Bis zur Entscheidung sinken sie noch einmal ein wenig. Bei klarem Himmel und unter Flutlicht ist die Sicht perfekt. Die Fahrerinnen sehen die Rillen gut, die sich im Verlauf des 1. Laufs entwickeln.
So gehts weiter
Am Wochenende bestreiten die Frauen eine Abfahrt und einen Super-G in Cortina d'Ampezzo (It). Der nächste Slalom steht am 30. Januar in Courchevel (Fr) auf dem Programm. Auch dieses Rennen findet am Abend statt, mit dem 1. Lauf um 17 Uhr und dem 2. Lauf um 20 Uhr, aber ein bisschen früher.