Oans, Zwoa – G'gsuffa – der in Österreich geborene Schweizer Speed-Chef Andy Evers (49) genehmigt sich nach der Abfahrt in Beaver Creek einen kräftigen Schluck aus der Magnum-Champagnerflasche.
Der einstige Erfolgstrainer von Hermann Maier trinkt auf den zweiten Rang von Beat Feuz. Evers lässt danach durchblicken, dass er vor seinem Amtsantritt bei Swiss Ski im letzten Frühling gewisse Zweifel an einer guten Zusammenarbeit mit dem Kugelblitz hatte. «Im Ski-Zirkus wurde halt immer wieder erzählt, dass sich Feuz im Training nicht immer professionell verhalten würde», sagt der Salzburger. «Aber jetzt weiss ich, dass solche Behauptungen total blödsinnig sind. Ich habe Beat in den letzten Monaten als absoluten Profi kennen gelernt. Er weiss genau was er tun muss, um erfolgreich zu sein.»
Der geniale Kugelblitz trainiert nicht nur sehr viel mehr, als viele Leute glauben. Nach seinem Knie-Infekt im Herbst 2012 hatte er auch das genau richtige Gespür bei der Auswahl seiner Mediziner. Deshalb hat sich Feuz bei Swiss Ski für die Verpflichtung von Physio-Therapeuten Rene van Engelen, der zuvor mit seiner Freundin Katrin in einer Praxis in Innsbruck tätig war, stark gemacht.
Der Holländer mit den magischen Händen ist ebenfalls begeistert von der Entwicklung des Emmentalers: «Als ich vor ein paar Jahren Beats Knie erstmals behandelt habe, war das einem derart schlechten Zustand, dass ich mir gedacht habe: Wie will der damit Skirennen bestreiten? Doch in der Zwischenzeit hat er derart professionell gearbeitet, dass es seinem Knie so gut wie schon lange nicht mehr geht.»
Deshalb ziert der 30-Jährige nach Lake Louise und Beaver Creek mit einem Sieg und einem zweiten Rang die Spitze vom Abfahrts-Weltcup. In zwei Wochen gehts in Gröden aber auf einer Abfahrtspiste weiter, auf der Feuz noch nie besser als Achter war. «Dass die Saslong in Gröden ein ganz besonderes Pflaster ist belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass selbst Hermann Maier hier nie die Abfahrt gewinnen konnte», so Evers schmunzelnd. «Aber wenn die Bedingungen normal sind, spricht überhaupt nichts dagegen, dass Feuz auch im Südtirol aufs Podest fahren kann.»
Zumindest leise Hoffnung macht dem Trainerstab von Swiss Ski auch die Entwicklung von Carlo Janka. Der Iceman macht vier Wochen nach der Diagnose Kreuzbandriss trotz OP-Verzicht weiterhin Fortschritte. Letzte Woche hat er auf der Lenzerheide einige Einheiten auf den Langlauf-Ski absolviert. Und in den nächsten Tagen dürfte «Jänks» einen ersten Belastungs-Test auf Alpin-Ski absolvieren.