Favorit Feuz vor Lauberhorn
Dieses «Milchbuebli» will heute wieder zuschlagen

Vom «Milchbuebli» zum grossen Champion – Beat Feuz (32) hat sich in den letzten zehn Jahren enorm gewandelt. Vor dem Start 2020 beschreibt Feuz die besten Bilder seiner verrückten Wengen-Story – und schlägt am Samstag ein drittes Mal zu! Ein Rückblick.
Publiziert: 18.01.2020 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2020 um 13:57 Uhr
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Beat Feuz schaut zurück auf seine Starts am Lauberhorn.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

2010: Die Premiere

Im Januar 2010 darf ich erstmals am Lauberhorn starten. Mit einer ordentlichen Slalom-Leistung sichere ich mir in der Super-Kombination den 12. Rang. Am Tag danach bin ich in der Spezialabfahrt allerdings total überfordert. Nach der Minschkante treibt es mich bis hinunter zum Bahngleis, bis ins Ziel kassiere ich als 42. auf Sieger Carlo Janka einen Rückstand von 5,96 Sekunden Rückstand.

2011: Milchgesicht mit übersäuerten Beinen

Mein Gott, war ich damals noch ein Milchbuebli! Weil ich in den Trainings bis zu acht Sekunden verliere, staucht mich mein Trainer Sepp Brunner (Bild unten) heftig zusammen. Dank des dritten Rangs in der Kombinationsabfahrt, darf ich dann aber trotzdem in der Spezialabfahrt starten. Gegen Ende von diesem Rennen sind meine Beine beim Ziel-S aber derart blau, dass ich wie ein Mehlsack umfalle.

2012: Ein Bubentraum wird wahr!

Im Vergleich zum Vorjahr gelingt mir in diesem Winter ein riesiger Sprung, denn ich kann plötzlich regelmässig mit meinen grossen Idolen mithalten. In Lake Louise und Beaver Creek werde ich Zweiter. Im Dezember darf ich im Super-G von Gröden meinen ersten Weltcupsieg feiern, vier Wochen später erlebe ich als Emmentaler im Berner Oberland einen der emotionalsten Momente in meiner Karriere – ich gewinne vor dem mit der Nummer 1 gestarteten Österreicher Hannes Reichelt die Lauberhorn-Abfahrt!

2013: Der pure Albtraum

In diesem Jahr werde ich im Lauberhorn-Starthaus von meinen Eltern vertreten. Während mein Vater und meine Mutter eine Besichtigungsfahrt absolvieren, weiss ich knapp drei Monate nach einem schweren Knieinfekt nicht, ob ich jemals wieder auf den Renn-Ski stehen kann. Um Verpflichtungen gegenüber meinen treuen Sponsoren nachzukommen, reise ich zwar trotzdem ans Lauberhorn und erlebe den Sieg von Christof Innerhofer vom Girmschbiel aus. Weil mein Körper nach den zahlreichen Operationen derart geschwächt ist, fühle ich mich nach diesem Tag als Zuschauer müder als nach einem Renneinsatz.

2014: Entkräftet in die Top 10

Ich kann trotz eines arg lädierten Knies wieder Weltcuprennen bestreiten. Aber meine Substanz reicht noch nicht, um eine Saison voll durchziehen zu können. Nach einem sechsten und einem 13. Rang in Lake Louise und Beaver Creek treffe ich bereits ziemlich entkräftet in Wengen ein. Zum Glück muss der Start des schlechten Wetters wegen ­unterhalb vom Hundschopf versetzt werden. Somit reicht meine Kraft aus, um Zehnter zu werden, während mein ­Zimmerkollege Patrick Küng triumphiert.

2015: Exploit nach Schmerztabletten-Kur

Ich bin körperlich nach wie vor weit von meiner Bestform entfernt. Das Knie schwillt nach jeder Fahrt an, und ich muss täglich Schmerzmittel schlucken. Trotzdem lande ich in der unverkürzten Lauberhorn-Abfahrt hinter Hannes Reichelt und vor meinen Teamkollegen Carlo Janka und Patrick Küng auf dem zweiten Rang. Die zwölf Hundertstel, die mir auf Reichelt fehlen, ärgern mich nicht einmal im Ansatz. Für mich kommt es einem Wunder gleich, dass ich in dieser Verfassung auf dem Podest lande.

2016: Erste Rennen nach heftiger Verletzung

In der Vorbereitung auf diese Saison reisse ich meine Achillessehne an, vier Monate später treffe ich dennoch für die Lauberhornrennen am Bahnhof Wengen ein. In der leicht verkürzten Abfahrt schaut für mich ein elfter Rang heraus, den ich unter diesen Umständen als bombastischen Erfolg werte, zumal ich über einen Stein fahre und im Ziel-S nur noch ein Ski funktioniert.

2017: Fast alles Käse!

Normalerweise stärke ich mich auf der Weltcup-Tour nur in Lake Louise und Kvitfjell mit einem Fondue, aber weil der Wettergott in diesen Tagen verrücktspielt, darf ich mir für einmal auch in Wengen mit Ex-Abfahrtsweltmeister Bruno Kernen eine derart üppige Mahlzeit gönnen – mein Lieblingsrennen muss abgesagt werden. Obwohl ich eine Woche später in Kitzbühel mit Bestzeit am Hausberg im Fangzaun lande, gibt es im Februar mit Abfahrts-Gold bei der WM in St. Moritz für mich doch noch ein Happy End.

2018: Der zweite Lauberhorn-Triumph!

Einer meiner coolsten Siege! Eigentlich hätte ich bei der Startnummern-Vergabe gerne die Nummer 3 gehabt, doch Norwegens Superstar Aksel Lund Svindal darf vor mir wählen und schnappt mir diese Nummer weg. Obwohl man als Testpilot in der Abfahrt oft im Nachteil ist, nehme ich stattdessen die 1, weil ich mir sicher bin, dass eine vordere Nummer an diesem Tag ein Vorteil ist. Die Strategie geht voll auf, ich gewinne das Rennen vor Svindal.

Mit dieser Super-Fahrt rast Feuz zum Sieg!
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Die Nummer 1 in Wengen:Mit dieser Super-Fahrt rast Feuz zum Sieg!

2019: Mit dem falschen Ski aufs Podest

Ich werde hinter dem fantastisch fahrenden Vincent Kriechmayr Zweiter. Ich will diesen Platz zwar nicht schlechtreden, in diesem Fall ärgere ich mich aber schon ein wenig über den verpassten Sieg. Ich habe mich in der Wahl des Skis vergriffen und deswegen im Brüggli- und im Ziel-S zu wenig Grip.

Hier rast Beat Feuz aufs Lauberhorn-Podest
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Nur Ösi Kriechmayr schneller:Hier rast Beat Feuz aufs Lauberhorn-Podest

2020: Hattrick!

Fans im Zielraum tobenFeuz geht als Top-Favorit ins Rennen, behält die Nerven und fährt seinen dritten Sieg beim Abfahrts-Klassiker nach Hause. Die Ski-Schweiz huldigt ihrem König von Wengen.

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