Ex-Ski-Star Pärson bricht ihr Schweigen
«Sie fassten meine Brüste und meinen Hintern an»

Anja Pärson (36) wehrt sich gegen sexuelle Übergriffe. Im Zuge der Kampagne «MeToo» erzählt sie von schockierenden Erlebnissen.
Publiziert: 01.11.2017 um 10:14 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:25 Uhr
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Packt aus: Anja Pärson.
Foto: DUKAS
Mathias Germann und Nicole Vandenbrouck

Derzeit gehen tausende Frauen auf die Strasse. Sie protestieren, wehren sich, haben genug davon, wie ein Stück Fleisch behandelt zu werden.

«MeToo» heisst die Kampagne gegen Frauen-Diskriminierung, die hohe Wellen schlägt. Entscheidend für den Erfolg der Bewegung: Unter dem Schlagwort «IchAuch» berichten weltweit Millionen in den Sozialen Medien von sexuelle Übergriffen im Alltag. 

Auch Anja Pärson (36) gehört zu ihnen. Der ehemalige Ski-Star aus Schweden schreibt: «Zu einer Zeit haben es sich gewisse Männer zu einem Sport gemacht und sich gegenseitig angestachelt, meine Brüste oder meinen Hintern anfassen zu können.»

Geschehen sei dies auf Tanzflächen und in Bars, so Pärson. Als Konsequenz daraus geht die siebenfache WM-Goldmedaillengewinnerin schon länger nicht mehr in den Ausgang.

Dass sich derart prominente Namen wie Pärson öffentlich äussern, verleiht «MeToo» Kraft – und mediale Aufmerksamkeit.

Zur Erinnerung: Von 1998 bis 2012 gewann sie 42 Weltcuprennen, in der ewigen Bestenliste liegt sie damit auf Platz vier. Noch immer ist Pärson berühmt, sie wird auf der Strasse erkannt – mit Folgen.

«Es gab sogar Tage, an denen sich die Männer die Freiheit genommen haben, mich zu küssen, als sie ein Selfie machen wollten. Manchmal haben sie mich sogar am Nacken festgehalten.»

Und was machte sie in solchen Situationen? «Ich habe einfach gelächelt, um keinen Streit zu bekommen.»

Auch wenn sie ihre damalige Passivität bereut: Pärson schämt sich nicht, darüber zu berichten. Das war auch im Juli 2005 so, also kurz nach dem Ende ihrer Karriere.

Damals gestand sie ihre Homosexualität und erklärte, bald Mutter zu werden. Kurz darauf kam Sohn Elvis zu Welt – seit zwei Jahren ist sie zweifache Mutter. 

Geändert hat sich trotzdem nicht viel. Noch immer halten sie Männer am Nacken fest, um ein Selfie zu machen. Pärson: «Da läuft mir ein Schauer durch den ganzen Körper und ich schreie innerlich: Es reicht!»

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