Die Welle von Missbrauchsenthüllungen im Sport hat den österreichischen Skiverband ÖSV erreicht. Die ehemalige Abfahrerin Nicola Werdenigg (59) erhob im «Standard» schwere Vorwürfe gegen männliche Teammitglieder.
«Es hat Übergriffe gegeben. Von Trainern, von Betreuern und von Kollegen», sagt Werdenig über den Skisport der 70er Jahre. Sie selber sei mit 16 Jahren von zwei Männern, einer davon ein Rennfahrerkollege, vergewaltigt worden. «Es war Sexismus pur. Eine Zeit, in der junge Frauen nicht wirklich ernst genommen wurden.»
Eine zweite österreichische Top-Skifahrerin der damaligen Zeit will anonym bleiben, bestätigt aber Werdenigs Version: «Wir waren Freiwild. Damals ist jeder irgendwas passiert.»
Moser-Pröll hat nichts mitbekommen
Jeder? Annemarie Moser-Pröll (64) hat andere Erinnerungen an damals. Die fünffache Weltmeisterin und Abfahrts-Olympiasiegerin von 1980 sagt gegenüber «ServusTV»: Solange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns überhaupt nichts zugetragen, nicht das Geringste.»
Moser-Pröll äussert beim privaten TV-Sender ihr Bedauern für Trainer, Betreuer und Serviceleute, die nun in ein schlechtes Licht gerückt würden. Aber sie verharmlost die Missbrauchsschilderungen, indem sie Liebschaften im Skizirkus als durchaus normal abtut.
Es gäbe Paare, die sich über den Sport gefunden haben: «Zum Beispiel Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Oder Benni Raich und Marlies Schild. Die sind ja auch nicht vergewaltigt worden. Da gehören immer zwei dazu.»
Und was sagt der ÖSV? «Es waren andere Zeiten. Wenn jetzt so etwas vorfallen würde, würden wir dazwischenfahren und kurzen Prozess machen», sagt ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel.