Luca Aerni traut unmittelbar nach seiner Ankunft in Zagreb seinen Augen nicht. «So etwas habe ich im Weltcup noch nie gesehen» stöhnt der Kombinations-Weltmeister von 2017.
Es ist der Zustand vom Einfahr-Hang auf dem Hausberg von Kroatiens Hauptstadt, welcher Aerni und seinen Teamkollegen tiefe Sorgenfalten in die Stirne gräbt – die starken Regenfälle in den letzten Tagen haben die Piste und das Trassé des Skilifts komplett versaut!
Nach dreimal leer schlucken kommt in Aerni dann aber doch richtige Vorfreude auf den dritten Slalom in diesem Winter auf. «Ich gehe schwer davon aus, dass sich der Rennpiste in deutlich besserem Zustand präsentiert. Und ich mag vor allem die Länge dieses Hanges», hält der 28-Jährige fest.
Deshalb wird Aerni «Diesel» genannt
Die Piste am Zagreber Bärenberg ist die Längste am Bärenberg. «Mein Servicemann bezeichnet mich als Diesel, weil ich, je länger ein Lauf dauert, umso besser in Fahrt komme», schmunzelt der im Bernbiet aufgewachsene Sohn eines Unterwallisers.
2018 war Aerni in Zagreb Fünfter. Und obwohl der leidenschaftliche YB-Fan bei den ersten beiden Slaloms in diesem Winter rangmässig noch nicht überzeugen konnte, traut ihm Deutschlands einstiger Slalom-König Felix Neureuther am Mittwoch den ganz grossen Wurf zu: «Luca fährt von allen Schweizer Slalomfahrern technisch am besten Ski. In Val-d’Isère ist er mit einer superschnellen Zeit ausgeschieden, in Madonna ist er im Finale nach einem sehr guten ersten Durchgang zurückgefallen. Aber für mich ist nur eine Frage der Zeit, bis Aerni zwei gleichstarke Läufe ins Ziel bringen wird.»
Und Aerni unternimmt wirklich alles für seinen ersten Weltcupsieg. Er nimmt sogar einen gewissen Liebesentzug in Kauf. «Um das Risiko von einer Corona-Ansteckung zu minimieren, verzichte ich derzeit auf Begegnungen mit meinen Eltern. In diesem Monat halte ich auch meine Freundin auf Distanz.» Verständlich, schliesslich stehen im Januar sieben Slaloms auf dem Programm!