Vor zehn Tagen erlebt Aline Danioth (21) die schlimmsten Momente ihrer Karriere. Kurz nachdem sie im Parallel-Rennen von Sestriere (It) die Riesen-Weltmeisterin Petra Vlhova (Svk) rauswirft, stürzt sie. Und liegt schreiend im Schnee. «Ich wusste sofort, dass es schlimm ist. Später erklärte mir der Arzt, warum. Offenbar war der Meniskus eingeklemmt. Es tat extrem weh, ich konnte unmöglich aufstehen.»
Die Diagnose bestätigt Danioths Gefühl: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie sowie Läsionen des Innen- und Aussenmeniskus. Nach dem Sturz fliegt Danioth mit der Rega nach Zürich. Im Helikopter mit dabei ist auch Mutter Jeanette. «Sie war wie mein Vater vor Ort. Ich habe dann gefragt, ob jemand von meiner Familie mitfliegen dürfe. Zum Glück hat das geklappt», so die Urnerin.
Die moralische Unterstützung während des Flugs hilft Aline. Gesprochen wird nicht viel – das ist in diesem Moment auch nicht nötig. Doch dann geschieht Unerwartetes: Danioth blickt in luftiger Höhe heraus auf das wunderbare Bergpanorama, sieht Touristen beim Skifahren. «Da wurde mir bewusst: Scheisse, das werde ich jetzt lange nicht mehr machen können! Ich musste weinen. Und Mami auch.»
Ähnliche Verletzung vor drei Jahren
Bereits vor drei Jahren riss sich Danioth das Kreuzband. Damals im linken Knie. «Diesmal ist die Verletzung schlimmer. Es hat alles zerfetzt», so die Team-Weltmeisterin von Are (Sd). In einer Woche wird sie die Fäden des genähten Meniskus ziehen lassen – vorher kann Danioth praktisch nichts machen. «Ich lese Bücher, schaue Netflix und gehe zu meinem Grossvater, der mir Geschichten von früher erzählt. Das hilft gegen den Kummer.»
Danioth sagt, dass sie die emotionale Talsohle durchschritten hat. Sie versucht, nach vorne zu schauen und nicht zu hadern. Es gelingt nicht immer. «Ich fuhr zuletzt so gut, war im Slalom zweimal in den Top 8. Und ich hätte noch mehr draufgehabt. Das ist zwar brutal, gibt mir aber auch Zuversicht. Ich kämpfe, um bald wieder zurück zu sein!»