Weil Hermann Maier (42) neben dem Abfahrts- und Super-G-Weltmeistertitel in Beaver Creek auch noch bei sechs Weltcuprennen triumphierte, hat der «Herminator» die «Birds of Prey» als sein Wohnzimmer bezeichnet. Für Hannes Reichelt ist Beaver Creek das «Kinder- und Schulzimmer». Wie bitte?
Der Hannes war in seiner Anfangszeit an der Ski- und Handelsschule miserabel in Englisch. Besser wurde es erst, als er für ein paar Wochen zu internationalen Jugendrennen nach Beaver Creek reiste. Reichelt: «Bei den Rennen hatte ich zwar gegen einen gewissen Bode Miller keine Chance. Dafür hatte ich nach dieser USA-Reise bei meinen Englisch-Prüfungen plötzlich keine ungenügenden Noten mehr.»
Drei Mal hatte der Salzburger die Raubvogelspiste schon als Schnellster überflogen – im Weltcup. Reichelts einzige WM-Medaille war bislang die silberne im Super-G von Garmisch 2011. Und jetzt liefert er endlich nach zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen sein Meisterstück bei Welttitelkämpfen ab. Und löst damit im Alter von 34 Jahren und sieben Monaten den Schweizer Super-G-König von 2009, Didier Cuche, als ältesten Alpin-Weltmeister aller Zeiten ab.
Es ist dem Österreicher, der vor einem Monat in Wengen einen Schweizer Dreifach-Sieg vereitelt hat, nur zu gönnen. Letztes Jahr musste der Besitzer des Privatpilotenscheins zwei Tage nach seinem Abfahrtssieg in Kitzbühel wegen einer Diskushernie seinen Flug zu den Olympischen Spielen in Sotschi stornieren. Jetzt wurde Reichelt für seine fast schon übermenschlichen Nehmer-Qualitäten belohnt.