Bevor Polo National die Schweiz mit seinen Mundart-Songs total «giggerig» machte, hat der gebürtige Interlakner die Skipisten im Berner Oberland gerockt. «Ab dem sechsten Lebensjahr ist im Winter praktisch kein Wochenende vergangen, an dem ich nicht Ski gefahren bin. Ich habe in der Schulzeit auch Rennen bestritten, in denen ich meistens eine Platzierung in den Top 5 herausgefahren habe», erzählt Polo. Im selben Atemzug hält er aber fest, «dass ich ganz sicher kein überragendes Rennfahrer-Talent gewesen bin».
Dass er vor 53 Jahren trotzdem den Sprung auf die längste Abfahrts-Bühne der Welt geschafft hat, ist auf seinen Papa zurückzuführen. «Mein Vater hatte als Präsident des Skiclubs Interlaken gute Beziehungen zum OK der Lauberhornrennen. Und im Januar 1962 suchten die Wengener noch mehr Leute für die Präparation der Strecke, weil es in diesem Winter in der Jungfrau-Region besonders viel Schnee hingeworfen hat.»
Als Polo noch schüchtern war
Deshalb erhielt der damals 16-jährige Polo von seinem Papa ein ganz besonderes Angebot: «Sohn, wenn du den Wengenern hilfst, die Piste zu stampfen, werde ich dafür sorgen, dass du zur Belohnung als Vorfahrer starten darfst.»
Hofer junior sagte spontan: «Ja, klar!». Und ein paar Tage später wärmte er sich vor dem offiziellen Training im Startgelände neben grossen Stars wie Karl Schranz oder Guy Périllat für seine Lauberhorn-Premiere auf. In diesem Moment konnte Hofer seinem heutigen Ruf als «Rampensau» nicht gerecht werden: «Obwohl ich den grossen Abfahrtshelden plötzlich ganz nahe war, habe ich mit keinem auch nur ein einziges Wort gesprochen – dazu war ich viel zu schüchtern.»
Polo war aber mutig genug, um seine Rolle als Vorfahrer durchzuziehen. Und es schüttelt ihn noch heute kräftig durch, wenn er an den verrücktesten Auftritt seines Lebens zurückdenkt: «Weil es in dieser Zeit noch keine Schneefräsen gegeben hat, war die Rennpiste in einem viel raueren Zustand als heute. Die Lauberhornabfahrt war mit vielen richtig heftigen Buckeln und Löchern bestückt. Weil ich trotzdem mit einem Tempo von 80 bis 90 km/h übers Lauberhorn geheizt bin, haben meine Knochen viele Schläge abbekommen.»
Eine Stoppuhr hat damals bei den Vorfahrern noch nicht mitgetickt, so muss Polo bezüglich seiner Endzeit eine Schätzung abgeben: «Ich denke, dass ich ungefähr 25 Sekunden länger auf der Strecke war als die Rennfahrer. Wie auch immer: Es war auf jeden Fall der Höhepunkt meiner Ski-Karriere ...»
Rücktritt auf dem Höhepunkt
Polo hat seine alpine Laufbahn dann auch auf dem Höhepunkt beendet: «Im folgenden Winter habe ich mit meiner ersten Band in Berner Oberländer Hotels Tanzmusik gespielt. Ich war damals Schlagzeuger. Und weil ein Drummer mit einem gebrochenen Arm kein Bringer ist, haben die Veranstalter in den Verträgen ganz klar festgehalten, dass die Musiker nicht Ski fahren dürfen. Darum habe ich die Bretter in den letzten 50 Jahren nie mehr angeschnallt.»
Dafür gibt er jetzt als Sänger noch einmal richtig Vollgas: «Ich arbeite derzeit an einer CD, von der ich überzeugt bin, dass sie ein besonders gelungenes Werk wird.»
Polo wird uns also noch einmal richtig «giggerig» machen.