Foto: imago images/Sammy Minkoff

Er sprang dem Tod von der Schippe
Die irre Geschichte von Lake-Louise-Sieger Dressen

Vor einem Jahr lag er schwer verletzt im Schnee. Auf den Tag genau zwölf Monate nach seinem Kreuzbandriss siegt Thomas Dressen in Lake Louise. Die nächste Wahnsinns-Geschichte um den deutschen Abfahrer.
Publiziert: 02.12.2019 um 17:31 Uhr
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Thomas Dressen hat in seinem Leben schon viel erlebt.
Foto: Sven Thomann

Kitschiger geht es eigentlich nicht. Exakt vor einem Jahr hatte sich der Deutsche Thomas Dressen (26) in der Abfahrt von Beaver Creek das Kreuzband gerissen. Am Wochenende kehrte er auf den Tag genau ein Jahr nach seinem üblen Sturz zurück – und gewann beim Comeback sein drittes Weltcup-Rennen!

«Lassen wir es krachen», hatte er vor der Abfahrt in Lake Louise seinem Servicemann gesagt. Und das tat er dann auch. Zwei Hundertstel vor Dominik Paris (It) und 0.26 vor den Schweizern Feuz und Janka brauste er ins Ziel. «Das ist echt ein Wahnsinn, mit diesem Sieg habe ich nie gerechnet», sagte Dressen. «Vor dem Rennen wäre ich schon mit einem Top-30-Rang zufrieden gewesen, zumal ich bis Mitte dieser Woche auch noch erkältet war.»

Und zur «FAZ» führte er aus: «Vor einem Jahr hing ich im Netz und hatte Weh wie die Sau. Ich war im Arsch.» Nun stand er ganz oben und bedankte sich als erstes bei der Freundin in der Heimat. «Biggi, danke!», rief er Birgit, seiner Liebsten, in die TV-Kamera zu.

Schwere Schicksalsschläge

Es ist nicht das erste Mal, dass Dressen ganz unten ist und dann wieder aufsteht. 2005, Dressen ist elf Jahre alt, verliert er seinen Vater. Ex-Biathlet Dirk Dressen stürzt in Sölden mit einer Kinder-Skigruppe in den Tod – die Seilbahn war von einem 750 Kilo schweren Betoneimer getroffen worden, die sich von einem Helikopter gelöst hatte.

Seither trägt er auf dem Helm die Zahl 44, die Ziffern stehen jeweils für den vierten Buchstaben des Alphabets. «DD» – die Initialen des Vaters.

«Da stand es auf Spitz und Knopf»

Ein Jahr nach dem tragischen Tod der nächste Horror. Bei einem Crash auf der Piste prallt er in einen anderen Skifahrer. Schädelbasisbruch, dazu sind auch das Jochbein und der Oberkiefer zermalmt. «Da stand es auf Spitz und Knopf», sagt er zum «Tages-Anzeiger». Der Schädelbruch war sein Glück. «Dadurch konnte Druck entweichen.»

Das Kurzzeitgedächtnis ist danach vorübergehend weg. Er kann sich in der Schule nicht konzentrieren, bis heute ist die linke Seite seines Gesichts leicht taub.

Aber all das lässt er hinter sich, die Verletzungen danach können ihn ebenfalls nicht stoppen. Zwar ist es «ein Wahnsinn», dass er heute zu den stärksten Abfahrern der Welt gehört. Aber es wird kaum das letzte Mal gewesen sein, dass Thomas Dressens Geschichte in aller Munde ist. (mwp/eg)

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