Ja, dieser Mann war in vielerlei Hinsicht ein echter Brüller! Hans Jucker hat bereits bei seinem allersten Reporter-Einsatz ein legendäres Stück TV-Geschichte erschaffen. Und das bei einem auf Anhieb nicht wirklich spektakulär anmutenden Volkslauf!
Wie? Der aus dem Zürcher Säuliamt stammende Hans war 19 und hauptberuflich Gemeindeschreiber, als er fürs Schweizer Fernsehen einen Beitrag über den Björnstadt-Gedächtnislanglauf realisieren sollte. Dummerweise haben Jucker und sein Kameramann den Einlauf des Siegers verpasst. Der Fernseher-Debütant hat dieses Missgeschick aber in schlitzohriger Manier ausgebügelt: «Nach der Preisverteilung konnte ich den Triumphator dazu überreden, dass er die letzten 200 Meter noch einmal für unsere Kamera läuft. Damit hatten wir alles im Kasten.»
Jucker war ein Meister der Improvisation
Der Rotschopf mit der lauten, blechernen Stimme war ein Meister der Improvisation. Das hat sich nicht zuletzt während den Olympischen Winterspielen 2002 gezeigt. In Salt Lake City musste Jucker kurzfristig für Max Wolf einspringen, der wenige Tage vor dem Abflug einen Verkehrsunfall hatte und deshalb nicht in die USA reisen konnte. Jucker musste anstelle von Wolf Eiskunstlauf und Curling kommentieren – von beiden Sparten hatte der Rad-, Ski- und Pferdesport-Spezialist vor seiner ersten Übertragung aus Salt Lake keinen blassen Schimmer.
Im Mediencenter hat Jucker einen Curling-affinen Schweizer Volontär entdeckt, den er umgehend zu seinem persönlichen Einflüsterer umfunktioniert hat. Nach ein paar Tagen frohlockte Hans beim Feierabendbier im House of Switzerland: «Ich habe heute meinen vierten Curling-Match kommentiert. Und mittlerweile kenne ich schon die wichtigsten Regeln…»
Weil er sich seiner Sache im Eiskunstlauf nicht so schnell sicher war, sagte Jucker vor einer besonders komplexen Kür-Darbietung lediglich: «Lassen wir die Bilder sprechen…»
«Innenskifehler!»
Einzigartig war Juckers Auftritt kurz nach der Jahrtausendwende beim Slalom in Berchtesgaden. Weil es damals bitterkalt war, hat er den BLICK-Reporter in seine gut geheizte TV-Kabine eingeladen. Während der Fahrt vom US-Girl Julia Mancuso ist Hans die Startliste unter das Reporter-Pult gefallen. Während er ohne Blickkontakt zum Monitor am Boden kniete, um dieses Dokument hochzuheben, ist Mancuso ausgeschieden. Der BLICK-Mann machte Jucker mit einem Klaps auf den Rücken auf Mancusos Out aufmerksam. Hans hat sich blitzartig erhoben und brüllte ahnungslos aber trotzdem total überzeugend ins Mikrofon: «Ohhhhhh, Mancuso ausgeschieden – Innenskifehler!»
Das stimmte tatsächlich! Als der Reporter-Kollege nach der Übertragung bei Hans nachfragte, wie er ohne Blick auf seinen Bildschirm den Grund für Mancusos Ausfall erkennen konnte, antwortete er fast schon gelangweilt: «Ich habe geraten. Aber die Slalom-Stürze sind ja meistens auf Innenskifehler zurückzuführen.»
Treuhänder und Pub-Besitzer
Richtig entblösst wurde Jucker einzig aufgrund seiner mangelnden Englisch-Kenntnissen. Als er 1980 bei der Züri-Metzgete den Neuseeländer Eric McKenzie interviewen sollte, entwickelte sich folgender Dialog. Jucker: «McKenzie, reden sie Deutsch?» McKenzie: «No!» Jucker: «Français?» McKenzie:«No!» Jucker: «English?» Mckenzie: «Yes!» Jucker fragte verzweifelt auf Deutsch weiter: «Wie alt sind Sie?» Damit war dieses Gespräch beendet.
Nie beendet hat der Mann, der sich 1988 in Seoul so leidenschaftlich über die vielen Fehlstarts der «huerä schiss Ruederer» geärgert hat, bis zu seinem Tod seine vielen Tätigkeiten neben dem SRF-Mandat. Der so liebenswer te «Fernseh-Plauderi» war auch ein sehr erfolgreicher Treuhänder und Pub-Besitzer. Auch heute werden viele seiner Wegbegleiter auf den Hans im Himmel anstossen.