Eine Abfahrt wie keine andere
Welches Gesicht zeigt uns die Streif?

In der 50-jährigen Weltcup-Geschichte hat kein Klassiker mehr dramatische, glanzvolle, überraschende, aber auch traurige Kapitel geliefert als das Hahnenkamm-Rennen.
Publiziert: 20.01.2017 um 19:36 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:39 Uhr
Marcel W. Perren aus Kitzbühel

Das perfekte Gesicht

Eberharter jubelt 2004 über ein perfektes Rennen.

Wenn sich Beat Feuz die genialste Fahrt in der Hahnenkamm-Geschichte anschauen will, dann gibt er auf Youtube die Jahreszahl 2004 und den Namen Stephan Eberharter ein. «Eberharter war schon vorher mein Vorbild, aber mit diesem fantastischen Lauf ist er in meiner Gunst noch mehr gestiegen.» Der Rückstand des damals ebenfalls sehr starken Daron Rahlves ist ein weiterer Beleg für Eberharters Fabel-Fahrt – der Ami verliert 1,21 Sekunden. Ambrosi Hoffmann wird Dritter, und der Italiener Kristian Ghedina sorgt beim Zielsprung mit einer Wahnsinns-Grätsche für Furore.


Das hässliche Gesicht

Albrecht schockt 2009 mit seinem Sturz die Ski-Welt.

Das dunkelste Schweizer Kapitel wird in Kitzbühel am 21. Januar 2009 geschrieben: Dani Albrecht stürzt auf dem Weg zu einer Trainingsbestzeit beim Zielsprung auf grausame Weise und liegt danach mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma für 21 Tage im künstlichen Koma. Albrechts damaliger Zimmerkollege Carlo Janka wird danach jahrelang auf seinen Streifzügen immer wieder von den schrecklichen Bildern dieses Tages eingeholt und verliert im letzten Abschnitt regelmässig viel Zeit. Erst im letzten Winter kann der «Iceman» sein Kitz-Trauma mit dem dritten Abfahrts-Rang besiegen.


Das sensationelle Gesicht

Debütant Kernen siegt 1983 völlig überraschend.
Foto: Blick

21. Januar 1983. Der Kanadier Steve Podborski lässt sich im Ziel bereits als Sieger feiern, als ein 21-jähriger Hahnenkamm-Grünschnabel aus Schönried im Berner Oberland am Start steht: Bruno Kernen. Der Hoteliers-Sohn muss bis zur Startfreigabe noch warten, weil sein Teamkollege Gusti Oehrli aus dem Fangzaun gefischt werden muss. Nach dem Start will Oehrli Kernen mit Handzeichen aufhalten, weil er seinen Freund bei schwierigen Bedingungen vor einem ähnlichen Abflug bewahren will. Doch Kernen ist an diesem Tag nicht zu stoppen und fährt in sensationeller Manier seinen einzigen Weltcupsieg ein. Seither hat nie mehr ein Debütant auf der Streiftriumphiert.


Das historische Gesicht

Zwischen 1998 und 2012 gelingen Cuche fünf Siege – Rekord.

Didier Cuche setzt sich 2012 in einem dramatischen Zweikampf gegen den Einheimischen Romed Baumann mit 24 Hundertstel Vorsprung durch und gewinnt zum fünften Mal die Hahnenkamm-Abfahrt. Damit hält der Neuenburger auf der Streif den alleinigen Sieg-Rekord. Franz Klammer hat vier Mal gewonnen. Besondere StreifGeschichten schreiben aber auch Pirmin Zurbriggen 1985 und Franz Heinzer 1992 – der Walliser und der Schwyzer fahren je zwei Abfahrts-Siege in 24 Stunden ein.


Das letzte Gesicht

Streitberger, Scheiber und Svindal (v. l.) landen 2016 im Spital.

Die Abfahrt 2016 entwickelt sich zu einer Horror-Show an der Hausbergkante – mit Aksel Lund Svindal und Hannes Reichelt fliegen hier zwei Top-Favoriten in den Fangzaun. Auch die beiden Österreicher Georg Streitberger und Florian Scheiber erleiden durch unsanfte Landungen Kreuzbandrisse. Svindal, Streitberger und Scheiber posten später auf Facebook ein Bild, wie sie mit dem «Schere, Stein, Papier»-Spiel ausmachen, wer sich zuerst operieren lassen darf. Streitberger entscheidet den speziellen Dreikampf für sich.

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