Ein Sturz, ein Schrei, und alles ist schon vorbei
Simi-Drama

Nichts geht. Gar nichts! Simon Ammann stürzt als Einziger. Und wird auch im 17. Anlauf die Tournee nicht gewinnen.
Publiziert: 29.12.2014 um 22:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:11 Uhr
Von Hans-Peter Hildbrand aus Oberstdorf

Endlich, einen Tag nach der Absage wird in Oberstdorf doch noch gesprungen. Bei teilweise heftigem Schneetreiben. Bei schwierigen, doch fairen Verhältnissen wartet Simon Ammann (33) auf seinen Flug. Klar fokussiert. In jeder Sekunde bereit. Den Körper gespannt bis in die Zehenspitzen – und in guter Form.

«Im Probedurchgang hat Simon eine der ganze wenigen Telemark-Landungen gezeigt», freut sich Trainer Martin Künzle. «Das hat auch Simon grosses Selbstvertrauen gegeben.»  Die Erwartungen an seinen Athleten sind hoch. Man will in die Top 8.

Auch Kompensationsregel konnte Simi nicht retten

Im Aufwärmraum schlägt er sich mit der Faust mehrmals auf die Brust. Aktiviert wie King Kong die Thymusdrüse, um Stress abzubauen und Abwehrkräfte zu steigern. Bereit, knallt er die Hand auf die Türfalle, reisst die Türe auf. Steht alleine ganz oben im Anlauf. Er muss als Zweitletzter in die Spur. Sein Körper schüttet Adrenalin aus, der Hormonspiegel schnellt in die Höhe. Sein Herz schlägt schneller und kräftiger. Der Blutdruck steigt, die Blutgefässe verengen sich. Die Aktivität der Muskeln wird erhöht. Aber Simon Ammann behält die Nerven. Zeigt einen guten Sprung, landet bei 133 Metern.

Er will den Telemark setzen. Doch der Neuschnee bremst ihn. «Die ganze Last drückt auf den linken Fuss. Ich bekomme Vorlage» erzählt er später. «Mir blieb nichts anderes übrig, als mich in den Schnee zu legen.»

Der Vierfach-Olympiasieger – beileibe keiner der Sturz­kandidaten im Skisprung-Zirkus – hofft noch eine Weile auf die Kompensationsregel.

Die erlaubt bei Erreichen von 95 Prozent der Höchstweite (139,5 m von Peter Prevc) dennoch den Einzug ins Finale der Top 30. Doch diesmal spielen Gate- und Windpunkte auch mit – Ammann fehlen lumpige 60 Zentimeter, er wird als 34. gewertet.

Das beweist: Die Vierschanzen-Tournee ist wirklich nichts für Simon Ammann. Auch im 17. Anlauf wird er sie nicht gewinnen. Jetzt hat ihn selbst seine allerliebste Schanze abgeworfen. 2008 und 2013 gewann er am Schattenberg, jetzt liegt er geschlagen im Schnee.

Das Finale sieht er teilweise am Fernseher. Erlebt den ersten Weltcup-Sieg des Österreichers  Stefan Kraft (21). Dessen Landsmann Michael Hayböck wird Zweiter. Ohne Sturz hätte sich Simon wohl so einen Rückstand von 10 Punkten auf Kraft eingehandelt. «Dann wäre ich in einer guten Region für die Gesamtwertung», sagt Ammann. «Ich muss das Reglement akzeptieren. Aber ich bin bei den Leuten, das habe ich mit 133 Metern gezeigt!» Nur hätte er halt stehen bleiben müssen.

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