Es ist eine besonders beeindruckende Episode in der Alpin-Geschichte. In der Altjahrswoche gelingen Beat Feuz (32) in Bormio bei der Doppelabfahrt auf der Pista Stelvio zwei nahezu makellose Fahrten. Trotzdem heisst der Sieger an beiden Tagen Dominik Paris (31).
Paris war in Wengen nie besser als Vierter
Allzu euphorisch blickt Italiens Speed-Dominator trotz seiner Gala-Form nicht in die nähere Zukunft: «Jetzt kommt Wengen. Und am Lauberhorn fühlt sich der Beat genauso wohl wie ich auf der Stelvio».
Tatsächlich spricht vor dem Start zur längsten Abfahrt der Welt im Vergleich mit Paris alles für unseren «Kugelblitz». Der Emmentaler hat beim Klassiker im Berner Oberland in den letzten acht Jahren zwei Siege (2012 und 2018) sowie drei zweite Plätze herausgefahren. Paris war dagegen in Wengen noch nie besser als bei seinem vierten Rang 2016.
Brüggli-S macht dem Italiener Probleme
In den meisten Fällen ist der rund hundert Kilo schwere «Power-Riegel» aus dem Südtirol am Brüggli-S gescheitert. «Bis jetzt war es wirklich wie verhext», legt Paris los, «eigentlich fühle ich mich in Wengen ja richtig wohl. Die Bergwelt ist traumhaft schön, und die Lauberhornpiste müsste mir mit den langen Gleitpassagen entgegenkommen. Aber das Brüggli-S habe ich hier bis jetzt nur im Training ab und zu gut erwischt.»
So wie letzten Dienstag, als der «Domme» im Training die drittschnellste Zeit realisierte. Gestern traf er die Passage aber wieder nicht nach Wunsch. Er belegt Rang 22, Feuz wird 6.
Aber warum hat der sonst so nervenstarke Paris diese einzigartige Passage im Rennen noch nie standesgemäss gemeistert? Paris: «Weil ich im Vergleich zum Training im Wettkampf meistens viel schneller hier eingefahren bin, hat das Timing nie gepasst.»
Heinz Pitzer von Dominiks Ski-Ausrüster glaubt allerdings daran, dass der fünffache Stelvio- und dreifache Streif-Triumphator in diesem Jahr seinen Lauberhorn-Fluch besiegen kann. «Das Brüggli-S ist heuer viel stärker vereist als in der Vergangenheit. Und je eisiger die Bedingungen, desto stärker fährt der Domme.»