Nach dem sensationellen Sieg bei der Olympia-Abfahrt 1984 hatte der gebürtige Kalifornier Johnson sein Glück aufgebraucht. 1992 starb sein Sohn bei einem Badeunfall. Neun Jahre später – Bill wollte 2002 in Salt Lake City noch einmal bei Olympia fahren – erlitt er bei einem Horrorsturz im Training ein schweres Schädelhirntrauma. Seitdem ist der einstige Golden Boy ein tragischer Pflegefall und ständig auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen.
Vor drei Wochen landete der Lauberhornsieger von 1984 wegen einer Infektion, die seine Organe angreift, im Krankenhaus. Die Ärzte haben die Ursache bis heute nicht gefunden.
Kann kaum noch sprechen
Bill Johnsons Mutter klagt der «Denver Post»: «Sein Geist ist zwar noch voll da, aber seinen Körper kann Billy überhaupt nicht mehr benutzen. Er kann kaum noch sprechen. Er hat überhaupt keine Lebensqualität mehr. Und so wie es aussieht, wird sich an diesem Zustand auch nichts mehr ändern.»
Gemäss Mama Johnson will ihr Billy deshalb auf lebensverlängernde Massnahmen wie eine Magensonde, Antibiotika und andere Medikamente verzichten. Der gefallene Olympiaheld mag nicht länger an den Maschinen im Spital hängen, stattdessen will er seinen Lebensabend in einem Pflegeheim verbringen. «Mein Sohn will nur noch eines – einschlafen!» Für immer.
Diese Worte gehen einem ehemaligen Konkurrenten von Bill Johnson besonders nahe: Österreichs Abfahrts-Kaiser Franz Klammer. Der Olympiasieger von 1976 hat Bill nach seinem schweren Unfall 2001 mit seiner Franz-Klammer-Foundation unterstützt. Klammer zu BLICK: «Weil Bill praktisch kein Geld mehr hat und schlecht versichert ist, haben wir ihm eine Therapie bezahlt. Selbstverständlich würden wir ihm auch jetzt gerne helfen.»
Nasenbohrer vor Klammer
Gleichzeitig gibt Klammer zu, dass er als Rennfahrer nicht das beste Verhältnis zu Johnson hatte: «Bill war als Aktiver kein umgänglicher Typ.» Klammer gesteht, dass er Johnson anfänglich auch als Rennfahrer nicht ernst nahm: «Er war technisch kein guter Skifahrer, konnte kaum eine Kurve fahren. Darum haben ihn mein Teamkollege Erwin Resch und ich vor Journalisten als ‹Nasenbohrer› bezeichnet. Zwei Wochen später hat er mich bestraft, indem er mir bei Olympia um die Ohren gefahren ist ...»