Die TV-Experten Knauss und Berthod über den Zermatter Weltcup-Plan
«Eine so lange Abfahrt am Matterhorn ist Schwachsinn!»

Sie gehören zu den wichtigsten Stimmen des Skisports. Marc Berthod (38) kommentiert im SRF, Hans Knauss (50) analysiert im ORF. Im Blick reden sie Klartext über den Weltcup-Plan am Matterhorn.
Publiziert: 29.10.2021 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2021 um 10:37 Uhr
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Die Abfahrt am Matterhorn soll im kommenden Winter im Europacup getestet werden. Insider gehen davon aus, dass es in der Saison 2023/24 zur Premiere im Weltcup kommen wird.
Foto: AFP
Marcel W. Perren

Es ist das umstrittenste Projekt in der bald 55-jährigen Geschichte des Alpinen Ski-Weltcups. Die Rede ist von der Matterhorn-Abfahrt mit Start in der Schweiz und dem Ziel in Italien. Viele Rennfahrer befürchten, dass die Piste mit einem Start auf fast 4000 Meter über Meer zu lang und zu windanfällig sein könnte.

Der Österreicher Hans Knauss (50), der 1999 bei der Abfahrt in Kitzbühel und 2003 beim Riesen in Adelboden triumphierte, gibt den Skeptikern in einem Punkt recht. «Ich finde es grundsätzlich super, dass dieser wunderbare Ort Zermatt in den Ski-Weltcup investieren will. Aber wenn man auf dieser Höhe eine Abfahrt plant, die mit einer Länge von 4 Kilometer eine Laufzeit von 2:20 Minuten beinhalten wird, ist das absoluter Schwachsinn!»

Knauss führt seine Skepsis weiter aus: «Das heutige Material raubt den Rennfahrern enorm viel Kraft, die meisten Verletzungen passieren im letzten Drittel eines Laufes. Und die dünne Höhenluft in der Matterhorn-Region wird den Athleten noch mehr zusetzen. Deshalb muss auf dem Streckenplan noch ein Flachstück gestrichen werden, damit die Abfahrt höchstens 1:40 Minuten lang wird.»

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«Ein riesiger Gewinn für unseren Sport»

Knauss moniert zudem den geplanten Startzeitpunkt in der ersten November-Woche. «Weil es in Europa abseits von Zermatt keine geeignete Abfahrts-Piste auf dem Gletscher gibt, können im Sommer einzig die Schweizer optimal trainieren. Deshalb würde eine Abfahrt Anfang November für die meisten anderen Teams zu früh kommen.»

Hier fährt der Bündner Berthod seinem Ösi-Kumpel in die Parade: «Sobald die Pandemie vorbei ist, werden die meisten Nationen im Sommer wieder nach Südamerika fliegen, wo sie ideale Abfahrts-Pisten vorfinden werden. Zudem könnte man ja auch dem Beispiel der Norweger folgen, die seit Jahren die guten Schneebedingungen im Frühling für ihre Saisonvorbereitung nutzen.»

Der zweifache Adelboden-Sieger, der nach seiner Rennfahrer-Karriere Betriebsökonomie mit dem Vertiefungsbereich Sport-Management studiert hat, erkennt in den Matterhorn-Rennen eine Riesen-Chance für den Skisport. «Diese Veranstaltung lässt sich weltweit perfekt verkaufen. Ein Rennen am Matterhorn wird auch Leute ansprechen, die sich sonst nicht für Ski interessieren. Ich könnte mir vorstellen, dass deshalb sogar eine TV-Anstalt wie die britische BBC dieses Rennen übertragen würde. Für unseren Sport wäre das ein riesiger Gewinn.»

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