Auf einen Blick
- Corinne Suter feiert Comeback in Cortina nach schweren Verletzungen
- Suter kämpft mit mentalen Herausforderungen und baut das Selbstvertrauen wieder auf
- Sofia Goggia gewinnt
Corinne Suter (30) reibt sich während des Gesprächs mit der linken Hand den rechten Unterarm. Hat sie Schmerzen? «Nein, nein. Das ist nur ein Krampf», sagt sie und lacht. Da ist sie wieder, diese Fröhlichkeit nach einem Rennen, die Suter so lange gesucht hat.
Ihr Strahlen kommt nicht von ungefähr. Soeben ist sie auf der Olimpia delle Tofane auf Rang 5 gerast. Zugegeben, angesichts der aktuellen Schweizer Ski-Erfolge tönt dies nicht nach viel. Für Suter ist es trotzdem ein kleiner Sieg. Am Fuss der in der Sonne glühenden Dolomiten fällt der Schwyzerin nicht ein Stein, sondern ein Felsbrocken vom Herzen.
Warum? Um das zu verstehen, muss man Suters Geschichte in Cortina kennen. 2021 wurde sie hier Weltmeisterin in der Abfahrt – ihr bis zu diesem Zeitpunkt grösster Triumph. Zwei Jahre später wendete sich das Blatt. Suter flog bei einem Sprung viel zu weit, schlug mit voller Wucht auf und erlitt eine heftige Gehirnerschütterung. Kein Handy, kein Buch, kein TV – Suter lag auch tagsüber in einem verdunkelten Zimmer, um sich zu schonen.
Schliesslich folgte der Januar 2024. Suter stürzte nicht, riss sich aber bei einer Landung das Kreuzband und den Meniskus. Ihre Schmerzensschreie gingen auch den Fernsehzuschauern durch Mark und Bein. Es folgte die Operation und viele Monate mit Auf und Ab – physisch, aber auch psychisch.
Suter kehrte im Herbst zurück auf die Pisten und bald auch in die Rennen. Die Alte war sie aber noch nicht – wie auch? Die Olympiasiegerin von 2022 musste ihr Selbstvertrauen wieder aufbauen. Bei ihrer Rückkehr nach Cortina schwirrten ihr Hunderte Gedanken durch den Kopf. «Ich hatte hier zweimal Pech mit Wellen. Und wenn man sich dies immer wieder einredet, kommt es auch stets wieder hoch», gibt sie offen zu. Doch Suter stellte sich der Herausforderung – und meisterte sie. «Ich bin sehr erleichtert, froh und auch stolz. Nun habe ich diese Piste wieder im Griff.»
Ein Zeichen, dass sich Suter der Bestform nähert
Dennoch: Suter bleibt eine Perfektionistin. «Das dritte Tor habe ich nicht perfekt erwischt», sagt sie. «Und beim Tofana-Schuss trieb es mich ziemlich weit raus. Dort habe ich das Tempo nicht mitgenommen.» Tatsächlich hatte sie dort «nur» 132,15 km/h auf dem Tacho. «Da war ich bei der Einfahrt etwas zu frech», sagt sie.
Zu frech? Genau dies ist ein untrügliches Zeichen, dass sich Suter ihrer Bestform nähert. Sie ist wieder bereit zu riskieren, mit den Ski und der Strecke zu spielen. «Stimmt, ich finde das auch positiv», sagt sie. Suters Fahrplan in Richtung WM (4. bis 16. Februar) stimmt jedenfalls – kommt hinzu, dass ihr die eher flache Abfahrt in Saalbach (Ö) bestens liegen sollte.
Gut-Behrami: «Es reicht halt nicht»
Nicht zu bezwingen ist derweil Sofia Goggia (32). «Mein Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich habe es geschafft», sagt sie. Tatsächlich hätte Lara Gut-Behrami (33) sie mit einer perfekten Fahrt geschlagen. Hätte. Denn: Obwohl sie technisch die vielleicht Beste am Berg ist, macht die Tessinerin erneut einige Fehler zu viel – Platz 4. «Ich bin direkter gefahren als im Training, das war gut. Aber insgesamt ist die Rechnung nur zu 70 Prozent aufgegangen – und das reicht halt nicht.»