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Voll auf Rücken geprallt:Schlimmer Sturz von Marc Gisin in der Gröden-Abfahrt

Die Angst vor Stürzen fährt immer mit
Familien-Horror bremst Michelle Gisin

In Gedanken sieht sich Michelle Gisin (26) oft stürzen. Das kostet Kraft, schützt aber auch. Sie will nicht da landen, wo ihre Schwester und Bruder oft waren – also im Spital.
Publiziert: 08.02.2020 um 02:06 Uhr
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Michelle Gisin kommt im Weltcup nicht auf Touren.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann aus Garmisch-Partenkirchen

Michelle Gisin (26) redet nicht um den heissen Brei herum. «Ich habe gegen meine inneren Dämonen gekämpft», sagt die Engelbergerin. Der Hintergrund: Bei den Rennen in Bansko (Bul) vor zwei Wochen war sie völlig von der Rolle. «In der Abfahrt hatte ich Angst, und im Super-G habe ich zum dritten Mal in drei Tagen den gleich bescheuerten Fehler gemacht. Da habe ich mir gesagt: ‹Das kanns nicht sein!› Ich musste mit mir wieder ins Reine kommen.»

Gisin legte eine Pause ein, statt des Trips nach Sotschi (Russ) trainierte sie Riesen­slalom. Es tat ihr gut, sie freut sich auf die Speed-Rennen in Garmisch-Partenkirchen. Fakt ist aber auch: Sie liegt in der Abfahrtswertung auf Rang 17. Im Super-G ist es noch schlimmer – Platz 24. Dabei hatte Gisin noch vor der Saison gesagt: «Ich will die schnellste Frau der Welt werden.» Dass es in diesem Winter wohl nichts wird mit einer Kristallkugel, weiss sie. Zu viel lief bislang schief – im Dezember war sie krank, verlor vier Kilo. Danach machte sie ungewohnte Fehler, verlor das Selbstvertrauen – nichts ging mehr. Der dritte Platz bei der Abfahrt von Zauchensee (Ö) war ein einsames Highlight.

Angst kommt nicht von ungefähr

«Ich habe meine Knieverletzung unterschätzt», sagt sie im Teamhotel von Garmisch-Partenkirchen (De). Die Trainings seien super gewesen, betont sie – in den Rennen fehlte aber oft die mentale Härte. «Ich bin halt kein Kamikaze», sagt Gisin. «Wenn ich mich auf einer Piste nicht wohlfühle, zieht das Männchen im Kopf die Handbremse. Ich riskiere nicht mein Leben, sondern gehe lieber einen anderen Weg.» Schlimm findet sie das nicht. Im Gegenteil. Gisin ist überzeugt, dass es sie auch vor Verletzungen schützt. Woher die Vorsicht rührt, ist klar: Nur allzu oft musste Gisin als Kind zusehen, wie ihre ältere Schwester Dominique litt – neun Mal wurde die Olympiasiegerin am Knie operiert. «Das hat mich geprägt», sagt sie. Und es ging weiter. Nicht mehr mit Dominique, dafür mit Bruder Marc. Dieser lag nach einem fürchterlichen Sturz in Gröden (It) vor einem Jahr fünf Tage im Koma. «Es war der Horror», so Gisin.

Eine Ausrede sei das alles nicht, betont die 26-Jährige. Gleichwohl gibt sie überraschend offen zu: «Ich sehe mich im Training oft vor dem geistigen Auge stürzen. Ich hatte das schon immer.» Einerseits findet sie das gut, es ist auch Selbstschutz. Anderseits sagt sie: «Es kostet mich viel Energie.» Was sie dagegen macht? «Ich gehe die Passagen, wo ich in Gedanken zu Fall komme, immer und immer wieder durch – bis alles passt.»

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