Bei der WM 2017 hat Sepp Brunner als Abfahrts-Chef in Diensten von Swiss Ski Beat Feuz zur Goldmedaille in der Abfahrt gecoacht. Mittlerweile ist der gebürtige Steirer als Speed-Trainer in Österreich tätig und darf sich jetzt dank Vincent Kriechmayr erneut über eine Goldmedaille freuen.
Insgeheim dürfte sich der 62-Jährige aber nach diesem Rennen auch ein bisschen ärgern. Weshalb? Der für Deutschland startende Sensationsmann Romed Baumann, der mit Startnummer 20 mit nur sieben Hundertsteln Rückstand Zweiter wird, gehörte bis im Sommer 2019 zum ÖSV-Abfahrts-Team.
Doch dann wurde der Mann aus der Region Kitzbühel von Brunner aussortiert. «Er hat ganz einfach nicht die Resultate geliefert, die es bei uns aufgrund der grossen Dichte an starken Speed-Fahrern braucht. Ich hatte bei Romed den Eindruck, dass er mit dem grossen Druck bei uns nicht klar gekommen ist», glaubt Brunner.
Deutscher Boss zuerst skeptisch
Weil Baumann durch die Heirat mit einer Bayerin den deutschen Pass erhalten hat, erkundigte er sich im Frühling 2019 bei DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, ob es im deutschen Speed-Team noch ein Platz für ihn frei hätte? «Ich war anfänglich nicht begeistert von Romeds Anfrage» gibt Maier gegenüber BLICK zu. «Ich habe mich gefragt, was ich mit einem über 30-Jährigen soll, denn die Österreicher nicht mehr wollen? Zum Glück habe ich dann aber trotzdem Ja zu Romed gesagt.»
Für das deutsche Männer-Speed-Team ist Baumanns Silber-Exploit gleichbedeutend mit dem ersten WM-Medaillengewinn seit zwanzig Jahren. Damals gewann Florian Eckert in St. Anton in der Abfahrt Bronze vor Silvano Beltrametti.