Kein anderer hat die letzten Weltmeisterschaften mehr geprägt als Aksel Lund Svindal. Von Bormio 2005 bis Beaver Creek 2015 hat Norwegens Nationalheld fünf Mal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze erobert.
Doch seit seiner Meniskus-Operation vor zwei Wochen geht der wohl kompletteste Skirennfahrer der Neuzeit an Krücken und musste die letzten Weltcuprennen in Oslo vor dem Fernseher verfolgen.
Das Leiden hat sich dabei aber erstaunlicherweise in Grenzen gehalten. Svindal zu SonntagsBlick: «Es ist zwar ein bisschen bedenklich, dass ich das sagen muss, aber als Skirennfahrer bin ich mir ja Verletzungen gewöhnt. Deshalb bin ich ziemlich relaxt, auch wenn ich nicht nach St. Moritz reisen kann.»
Nächste Woche wird der 34-Jährige in die USA fliegen. «Meine Landsleute begegnen mir in diesen Tagen in den Strassen von Oslo besonders freundlich und nett. Die Leute leiden mit mir, jeder will mit mir über meine Verletzung reden. Das ist sehr schön, weil es mir zeigt, wie gross das Interesse an meiner Sportart und mir ist. Gleichzeitig mag ich aber auch das Leben in der Anonymität. Deshalb werde ich in den kommenden Tagen nach New York fliegen.»
Bevor Aksel über den grossen Teich fliegt, gibt er für Blick.ch seine WM-Prognosen ab.
Aksel, wer wird an der WM zum Überflieger?
Svindal: «Speziell in den schnellen Disziplinen hat es schon lange nicht mehr so viele Favoriten gegeben. Ich bin trotzdem überzeugt, dass mein Teamkollege Kjetil Jansrud in der Abfahrt und im Super-G kräftig zuschlagen wird. Der ruhige Schnee in St. Moritz liegt ihm ganz besonders und auch die Topographie der Strecke, auf der er sein geniales Gleitvermögen ausspielen kann, passt Kjetil sehr gut. In den technischen Disziplinen hat mich Marcel Hirscher zuletzt wirklich extrem überzeugt. Seine Konstanz ist total beeindruckend. Wenn ich ihm im Fernseher zuschaue, wird mir so richtig bewusst, warum ich in den letzten Jahren trotz zahlreichen Siegen in der Abfahrt und im Super-G den Kampf um den Gesamtweltcup gegen Marcel immer verloren habe. Er ist einer der grössten Rennfahrer der Ski-Geschichte. Das habe ich ihm nach seinem Slalom-Sieg in Kitzbühel auch persönlich gesagt.»
Wer hält die Schweizer Fahne hoch?
«Weil ich die Rennen der Frauen zu wenig verfolgt habe, kann ich über Lara Gut und ihre Gegnerinnen keine seriöse Auskunft abgeben. Dafür weiss ich aus eigener Erfahrung, dass Beat Feuz ein grossartiger Skifahrer ist. Und für ihn trifft das gleiche zu wie für meinen Landsmann Kjetil Jansrud: Auf der Piste in St. Moritz fühlt sich Beat besonders wohl.»
Wem gelingt die Sensation?
«Etwas vorneweg: Für das weltweite Ansehen des Skisports wäre es extrem wichtig, wenn bei dieser WM möglichst viele Nationen Medaillen gewinnen. Ich denke da vor allem an Deutschland und Felix Neureuther, den Briten Dave Ryding und den Russen Alexander Khoroshilov. Aufgrund derer jüngsten Leistungen im Weltcup wäre es aber keine Überraschung, wenn einer dieser Herren eine WM-Medaille gewinnen würde. Eine echte Sensation traue ich in der Abfahrt aber Manuel Osborne-Paradis zu. Der Kanadier war zwar seit zwei Jahren nie mehr auf dem Podest, die Bedingungen in St. Moritz müssten aber auch ihm besonders liegen.»