Der grosse Ski-Check
Österreicher mit Kritik und Kampfansage an die Schweiz

Nach dem Traum-Weekend von Crans-Montana stehen uns weitere Triumphe bevor. Insbesondere den Österreichern hat das Schweizer Ski-Fest aber nicht besonders geschmeckt.
Publiziert: 11:54 Uhr
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Aktualisiert: vor 6 Minuten

Historischer Abfahrts-Triumph möglich

Nach dem Schweizer Dreifachsieg durch Franjo von Allmen, Marco Odermatt und Alexis Monney in der Abfahrt von Crans-Montana zeichnet sich auch in der Weltcup-Wertung der Königsdisziplin der totale Triumph für unsere Skigenossen ab – Odermatt führt mit einem Vorsprung von 73 Punkten auf von Allmen, Monney belegt mit einem Rückstand von 185 Zählern den dritten Rang. Einen helvetischen Dreifachsieg in der Abfahrts-Gesamtwertung hat es in der 58-jährigen Weltcup-Geschichte erst einmal gegeben. In der Saison 1986/87 war es der Walliser Jahrhundert-Athlet Pirmin Zurbriggen, der sich die kleine Kugel vor dem Zürcher Speed-König Peter Müller und dem Schwyzer Franz Heinzer sicherte. Heinzer (Abfahrts-Weltmeister 1991) hat als Europacup-Trainer von Allmen und Monney stark geprägt.

Mit dieser Fahrt entthront von Allmen Odermatt
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Erster Weltcupsieg im Wallis:Mit dieser Fahrt entthront von Allmen Odermatt

Odermatt macht Streit glücklich

Zu den grössten Ski-Fans gehört Eishockey-Legende Mark Streit (47). Der erste Schweizer NHL-All-Star hat im letzten Winter die berüchtigte «Streif» in Kitzbühel gemeistert und besucht seit seinem Karriereende 2017 nahezu jedes Weltcuprennen in der Schweiz. So auch in Crans-Montana, wo er am Samstag mit Niels Hintermann (29) die Piste besichtigt hat. Nach dem Super-G am Sonntag hat der Berner ein besonderes Geschenk von Sieger Marco Odermatt erhalten: «Odi hat mir seine Startnummer gegeben. Ich habe eine «uhuerä» Freude daran, er ist für mich der Grösste!»

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Finnischer Schweizer schreibt Abfahrts-Geschichte

Was kaum jemand bemerkt hat: Auf der «Piste Nationale» hat neben dem überragenden Trio Odermatt, von Allmen und Monney auch ein halber Schweizer eine geschichtsträchtige Leistung abgeliefert. Die Rede ist von Elian Lehto (24), der am Samstag mit dem zehnten Rang das beste Weltcup-Ergebnis in der finnischen Abfahrts-Geschichte geschafft hat. Lehto wurde vom Schwyzer Osi Inglin entdeckt und geschliffen. 2022 hat Inglin zwar seine Tätigkeit als Alpin-Cheftrainer in Finnland beendet. Aber weil Finnlands finanzschwacher Verband seither eine Kooperation mit Swiss-Ski hat, trainiert Lehto jetzt regelmässig mit unseren Top-Stars zusammen. Und dass er im Schweizer Speed-Team bestens integriert ist, belegt auch die Tatsache, dass Odermatt und Co. nach der WM-Abfahrt Lehto ein Schweizer Kreuz in die Haare rasiert haben.

Elina Lehto posiert an der Ski-WM mit dem einrasierten Schweizer Kreuz.
Foto: Sven Thomann

Internationale Kritik an der Pisten-Topografie und dem Rahmenprogramm

Ist Crans-Montana der ideale Austragungsort für die WM 2027? Obwohl die Stimmung auf der Tribüne bei den Weltcuprennen grandios war und die «Piste Nationale» mustergültig präpariert wurde, wird diese Frage nicht von allen internationalen Stars mit einem klaren «Ja» beantwortet. Italiens Speed-Maestro Dominik Paris spricht bezüglich der Topografie der Abfahrtstrecke Worte aus, die in den Ohren der Wallisern Schmerzen verursachen: «Wir fahren hier auf einer Piste, die sich wunderbar als Strecke im Europacup eignet. Aber die Strecke ist nicht Weltcup-würdig und taugt erst recht nicht für eine WM-Abfahrt, dazu ist sie viel zu einfach.»

Österreichs Star-Reporter Adi Niederkorn (Ö3) kritisiert nach dem letzten Wochenende das OK von Crans-Montana für das Engagement der PC-7-Staffel: «Ich ärgere mich darüber, dass man hier wie in Wengen und Alta Badia vor den Rennen eine Flugzeugstaffel über den Zielraum fliegen lässt. Bei der WM 2017 hat man gesehen, wie gefährlich das ist.» Niederkorn erinnert daran, dass vor acht Jahren bei den Titelkämpfen in St. Moritz ein PC-7-Flugzeug der Schweizer Luftwaffe während der Flugshow mit einem Führungskabel einer Fernsehkamera kollidierte. Diese stürzte anschliessend in den Bereich des Zieleinlaufs – nur wenige Meter von der Zuschauertribüne entfernt.

Hier durchtrennt ein PC-7-Flieger ein Kameraseil
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Zwischenfall bei Ski-WM 2017:Hier durchtrennt ein PC-7-Flieger ein Kameraseil

Junger Österreicher sagt uns den Kampf an

Auch sportlich betrachtet hatten die Österreicher bei der WM-Hauptprobe nicht viel Grund zur Freude: Die ÖSV-Leader Vincent Kreichmayr (Abfahrt) und Raphael Haaser (Super-G) mussten sich mit Rang 4 zufriedengeben, der 24-jährige Stefan Eichberger realisierte mit dem siebten Platz in der Abfahrt sein zweitbestes Weltcupergebnis nach dem sechsten Rang in Gröden. Und Eichberger sagt der Schweiz trotz mittelmässigen Ergebnissen in der Gegenwart im Hinblick auf die WM 2027 frech den Kampf an: «Wir jungen Österreicher brauchen noch Kilometer im Abfahrts-Weltcup. Aber ich glaube daran, dass es in ein, zwei Jahren bei uns so ähnlich ausschauen wird, wie aktuell bei den Schweizern.»

Ösi-Jungspund Stefan Eichberger will es mit den Schweizern aufnehmen.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Shiffrin erwartet keine Fragen mehr

Der österreichische Shiffrin-Manager Kilian Albrecht bringt es bei ORF auf den Punkt: «Es gibt Fahrerinnen und Fahrer, die ja nicht mal auf 100 Weltcuprennen in ihrer Karriere kommen.» Und nun hat Mikaela Shiffrin 100 gewonnen. Den Fabelrekord stellte die amerikanische Ausnahmeathletin in 278 Rennen auf. Albrecht über den lang erwarteten Meilenstein: «Sie ist jetzt wohl froh, dass das vorbei ist. Denn nun spricht sie niemand mehr auf die 100 Siege an.»

Alle Fragen beantwortet: Mikaela Shiffrin.
Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Mit Daumenbruch zum grössten Erfolg

Da gratulieren ihr auch die ganz grossen aus ihrem Land: Als Cornelia Öhlund (19) im Slalom in Sestriere Laufbestzeit im zweiten Durchgang aufstellt und so mit Rang 5 ihr bestes Weltcup-Ergebnis holt, wird das auch von Schwedens Skilegende Pernilla Wiberg (54) wohlwollend registriert. Die zweifache Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin gratuliert Öhlund auf den sozialen Medien. Der Coup von Teenagerin Öhlund kommt ziemlich aus dem Nichts: Sie fährt momentan mit einem vor einem Monat gebrochenen Daumen.

Cornelia Öhlund glänzt im zweiten Lauf von Sestriere.
Foto: keystone-sda.ch

Die Weltmeister sind on fire

Luft draussen nach Goldgewinn beim Saisonhöhepunkt? Nicht wirklich. Bei den Männer-Speedrennen in Crans-Montana und bei den Technikerinnen in Sestriere treten vier Weltmeisterinnen respektive Weltmeister an – drei davon siegen sogleich wieder. Das Saalbach-Hoch hält an. Mit Franjo von Allmen, Marco Odermatt und Federica Brignone (gleich zweimal) siegen die WM-Champions im Weltcup sogleich weiter. Nur Camille Rast kann ihr Gold nicht sogleich bestätigen, ihr unglücklicher Sturz kurz vor der Ziellinie kommt ihr in die Quere.

Camille Rast crasht kurz vor Schluss heftig und schlittert ins Ziel
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Erste Diagnose da:Camille Rast crasht kurz vor Schluss heftig und schlittert ins Ziel

Noch mehr Schweizer WM-Gold?

Nach der WM ist vor der WM. Nach den traumhaften Tagen von Saalbach steht nun die Junioren-WM im italienischen Tarvisio an. Am Donnerstag gehts mit den beiden Abfahrten los. Das Programm erstreckt sich über eine Woche bis zum 6. März. Bei Blick erfährst du täglich, ob nach den «Grossen» auch die «Kleinen» richtig abräumen. Das Schweizer Aufgebot sieht so aus: Bei den Frauen starten Stefanie Grob, Janine Mächler, Faye Buff, Alina Willi, Shaienne Zehnder, Sue Piller, Dania Allenbach und Sina Fausch. Bei den Männern Philipp Kälin, Giuliano Fux, Sandro Manser, Yann Schrag, Gabin Janet, Joel Bebi, Robert Clarke und Jack Spencer.

Stefanie Grob ist eine unserer Hoffnungen an der Junioren-WM in Tarvisio.
Foto: keystone-sda.ch
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